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Nix wie weg: Die schönsten Reisefilme auf Netflix, Amazon & Co.

Der grosse Trip - Wild
Der grosse Trip - WildFox Searchlight
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Der Sommer nährt Wanderlust, verleitet zum Ausfliegen. Wem Zeit, Bedürfnis oder Mittel zum Verreisen fehlen, der kann sich vor dem Bildschirm in die Ferne träumen. Fünf Empfehlungen dazu.

In 80 Tagen um die Welt

Von Michael Anderson, 1956
Zu sehen auf Sky

Sommerzeit ist Reisezeit. Doch ist das heißersehnte Urlaubsziel die Plackerei des Planens, Packens und Programmbuchens wirklich wert? Wozu die Strapazen aufreibender Pilgerfahrten in Kauf nehmen, wo es doch unzählige Filme gibt, die einen ganz bequem und spesenfrei an die entlegensten, atemberaubendsten Orte bringen! Zugegeben: In Zeiten der Laufbildinflation zieht dieses Argument nicht mehr. Authentische, unvermittelte Erfahrungen sind gefragt. Doch es gab eine Ära, da ging man ins Kino, um die Welt zu entdecken, ohne das Land zu verlassen. Schon die Lumière-Brüder schickten Kamerakorrespondenten in alle Himmelsrichtungen, um Leinwandtouristen zufriedenzustellen. Und 1956 konnte eine Lichtspielexpedition wie „In 80 Tagen um die Welt“ (zu Land, zu Wasser und in der Luft!) zum Kassenerfolg und fünffachen Oscarsieger aufsteigen. Klar: Die Handlung ist dürr, gespickt mit zweifelhaften Exotismen, die von Shirley MacLaine gespielte Frauenfigur bloß Dekor. Doch all diese Breitwandansichten eindrucksvoller Sehenswürdigkeiten! In Technicolor! Zudem bietet der Film eine Tour des damaligen Promi-Pantheons – ganz Hollywood (und eine Handvoll europäischer Stars) geben sich hier die Klinke in die Hand.

Der große Trip – Wild

Von Jean-Marc Vallée, 2014
Zu sehen auf Netflix

Manche reisen, um wegzukommen. Andere, um zu sich zu finden. Wieder andere suchen die Herausforderung. Der Pacific Crest Trail bietet allen drei Typen etwas: Über 4000 Kilometer zieht er sich entlang des US-amerikanischen Westens, vorbei an der Sierra Nevada, bis hin zur kanadischen Grenze. Cheryl (Reese Witherspoon) hat kaum Erfahrung mit Gewaltmärschen dieses Maßstabs – aber abseits emotionalen Ballasts wenig zu verlieren. Also macht sie sich auf den steinigen Weg, der hier freilich das Ziel ist - durch Wüste, Wald und Tal. Das Drehbuch stammt von Nick Hornby, Regie führte der nunmehr im Online-Fernsehen zu Anerkennung gekommene Kanadier Jean-Marc Vallée („Big Little Lies“).

Ein flüchtiger Zug nach dem Orient

Von Ruth Beckermann, 1999
Zu sehen auf Flimmit

Sissi auf der Flucht: Vor Gewohnten, Rollenbildern und Verpflichtungen. „Ich will zu Schiff die Meere durchkreuzen, ein weiblicher Fliegender Holländer, bis ich einmal versunken und verschwunden bin“, lautet ein überliefertes Zitat der legendenumgarnten Kaiserin. Ruth Beckermann folgt jenem Weg, der sie zweimal nach Kairo verschlug, reist ihren (teils von anderen) verschriftlichten Gedanken nach, die hier auf der Tonspur mit denen der Filmemacherin verschmelzen. Das Kameraauge beobachtet geduldig, schweift über Stadtlandschaften, Gegenstände und Gesichter, gleichsam auf der Suche nach verwischten Spuren dessen, was Elisabeth einst an der Fremde fasziniert haben könnte. Ein berückendes Essay.

Bis ans Ende der Welt

Von Wim Wenders, 1991
Zu sehen auf Amazon

Kaum ein Filmemacher steht so sehr für Wanderlust wie Wim Wenders. Ein beträchtlicher Teil seines Oeuvres lässt sich dem Road-Movie-Genre zuordnen, von „Alice in den Städten“ bis zu „Paris, Texas“. „Bis ans Ende der Welt“, Wenders' Magnum Opus und zugleich einer seiner größten kommerziellen Misserfolge, geht dabei ganz buchstäblich am weitesten: Ein weitschweifiges Sci-Fi-Epos rund um einen drohenden Atomkrieg und esoterische Traumaufnahmetechnologien, das seine von Protagonisten (Solveig Dommartin und William Hurt) von Frankreich über China ins australische Outback kutschiert, begleitet von erstaunlich zeitgemäßen Reflexionen über die Beziehung zwischen Mensch und (Medien-)Bild.

Viaggio in Italia

Von Roberto Rossellini, 1954
Zu sehen auf Flimmit

„Es scheint mir unmöglich, ,Viaggio in Italia‘ zu sehen, ohne direkten Beweis davon zu erhalten, dass der Film eine Bresche schlägt, und dass das ganze Kino bei Todesstrafe durch diese Bresche hindurchziehen muss.“ So schwärmte der Nouvelle-Vague-Regisseur Jacques Rivette von Rossellinis drittem Film mit Ingrid Bergman. Heute lässt sich seine Erhebung des Beziehungsdramas zum Markstein einer künstlerischen Zeitenwende nur bedingt nachvollziehen – doch die Merkmale des Films, die Rivette zur Begeisterung hinrissen (seine meisterliche Skizzenhaftigkeit und erhabene Poesie des Banalen) strahlen nach wie vor.

Dabei erzählt er fast keine Geschichte: Ein wohlhabendes Ehepaar aus England (Bergman und George Sanders) muss im Laufe eines Ausflugs nach Neapel erkennen, dass ihre Zuneigung erkaltet ist, vielleicht schon immer eine Lüge war. Zaghaft versuchen die Beiden, im gleichermaßen faszinierenden und befremdlichen Limbus eines neorealistischen Italiens aus ihrem selbstgebauten Käfig auszubrechen. Teils alberne Alltäglichkeiten bergen hier oft eine Ahnung von Tod und Wiedergeburt. „Liebe ist stärker“, hieß einst der deutsche Verleihtitel. Bleibt die Frage: Stärker als was?

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