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Strahlend bis heiß: Die sonnigsten Filme auf Netflix, Amazon & Co.

"Lawrence of Arabia"
"Lawrence of Arabia"Columbia Pictures Industries Inc
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Genug vom Mondhype? Gleich ob Western, Wüstenepos oder chinesische Science-Fiction: Ohne Sonne geht nichts. Fünf Filme, die sich auf die eine oder andere Art um den hellsten Stern am Himmel drehen.

„Lawrence von Arabien"

Von David Lean, 1962
Zu sehen auf Sky

Das Bahö ums Jubiläum der Mondlandung muss der Sonne ziemlich auf die Nerven gehen. Ist das strahlende Zentralgestirn nicht hundertmal größer, besser, wichtiger als ein dahergelaufener Erdtrabant? Und warum gab es noch keine Sonnenlandung? Auf dass der Flammenkugel nicht der Kragen platzt und sie sich vorzeitig in einen Roten Riesen verwandelt, sei beschwichtigend gesagt: Ihre heißblütige Durchlaucht hat in unserer Kultur einen sehr hohen Stellenwert.

Das merkt man zum Beispiel im Kino, wo ihre Symbolkraft dem Mond in nichts nachsteht. „Nur die Sonne war Zeuge“, als Alain Delon als Tom Ripley seinen Durchbruch schaffte. Zahllose Western hat ihr Glanz schon zum Glühen gebracht. Und gäbe es Leinwandrealismus ohne natürliches Licht? Ganz zu schweigen von einem der berühmtesten Schnitte der Filmgeschichte: Kurz bevor sich Peter O'Toole als T. E. Lawrence ins Abenteuer von David Leans legendärem Epos „Lawrence von Arabien“ stürzt, zündet er ein Streichholz an und blickt sehnsuchtsvoll in die Glut. Einen Wimpernschlag später glimmt die ganze Bildfläche in den Farben eines Wüstenpanoramas, hinter dessen Horizont sich eine große gelbe Scheibe Bahn bricht: Erhabenheit pur.

The Wandering Earth

Von Frant Gwo, 2019
Zu sehen auf Netflix

Im Mai landete ein Film in der Netflix-Mediathek, der zu den größten Kassenschlagern des Jahres zählt, aber im Westen kaum wahrgenommen wurde: „The Wandering Earth“. Frant Gwos Sci-Fi-Spektakel, die Verfilmung einer Kurzgeschichte des auch hierzulande nicht unbekannten Sinofuturisten Liu Cixin, spielte in seinem Entstehungsland fast 700 Millionen Dollar ein – und ist eine formidable Leistungsschau der chinesischen Filmindustrie. Ästhetisch kann er, trotz Abweichungen im Detail, mit US-Blockbustern mithalten: Sein Effektgewitter überwältigt wie sein Heldenpathos.
Nahe Zukunft: Der drohende Sonnentod des Planeten zwingt die Menschheit, zusammenzuarbeiten. Mittels riesiger Treibwerke stiehlt sie sich auf der Suche nach einer neuen Heimat aus dem Sternensystem – und gerät in den Orbit Jupiters. Rettungstrupps aus aller Welt sollen das Schlimmste verhindern, im Fokus freilich jener aus dem Reich der Mitte. Ein Fanal für eine Kollektivlösung des Klimaproblems? Bloße Beschwörung bedingungsloser Opferbereitschaft? Eine erfrischende Alternative zu Hollywoods realitätsfremdem Superheldengedöns? Oder nationalistische Propaganda? Urteilen Sie selbst.

Höllenfahrt nach Santa Fé ("Stagecoach")

Von John Ford, 1939
Zu sehen auf Amazon

Kein Westernklischee ist so berühmt wie der sprichwörtliche Ritt in den Sonnenuntergang. Schon früh gerann er zum Synonym für Happy-End-Punktlandungen, wie sie nur Hollywood zustande bringt. Immer wieder wurde die sehnsuchtsvolle Fluchtbewegung einsamer Helden, bedingungslos Liebender oder unzertrennlicher Freunde auch parodiert oder als Kitschsymbol gebrandmarkt. Dabei gibt es gar nicht so viele Western, die wirklich damit aufhören. Einer davon: John Fords prototypisches Meisterwerk „Stagecoach“ („Höllenfahrt nach Santa Fé). Nach einer abenteuerlichen Reise in der titelgebenden Postkutsche sind es hier die Prostituierte Alice (Claire Trevor) und der Draufgänger Ringo (John Wayne), die zusammen das Weite suchen.

Victoria

Von Sebastian Schipper, 2015
Zu sehen auf Netflix

Oft erscheinen Sonnenauf- und Untergänge im Kino als überwältigende Spektakel, deren Glutkern in einer Handvoll knalliger Bilder gefasst werden kann. Dabei sind sie in Wirklichkeit eher schleichende Angelegenheiten, die gemeinhin ein paar Minuten in Anspruch nehmen – exklusive längerer Phasen des Aufhellens und Abdunkelns. Nur wenige Filme warten mit Sonnenaufgängen in Echtzeit auf. Einer davon: Sebastian Schippers Kabinettstück „Victoria“, dessen Liebes- und Gangsterdrama sich über 140 ungeschnittene Minuten lang hauptsächlich auf den nächtlichen Straßen Berlin abspielt – und am Schluss erste Morgenstrahlen hereinlässt. Spitzname der von Frederick Lau verkörperten Hauptfigur? Sonne.

Circle of the Sun

Von Colin Low, 1960
Zu sehen im Online-Archiv des kanadischen Filminstituts:

Der Sonnentanz ist ein bei vielen indigenen Völkern des amerikanischen Kontinents verbreitetes Ritual, bei dem man sich versammelt, um in einer ekstatischen, körperbetonten Zeremonie seelische Altlasten abzuschütteln und Zukunftsvisionen zu empfangen. 1960 durfte Colin Low erstmals einen Sonnentanz der Kainai aufzeichnen, um sein Prozedere für die Nachwelt zu bewahren. Er steht am Schluss dieses schönen Kurzfilms, der Einblick ins Leben eines Ureinwohners gewährt: Pete Standing Alones eigene Stimme erzählt vom Alltag zwischen Arbeitssuche, Rodeo und Tradition.

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