„Der dritte Mann“

Wie Schattenspiele im Nebel Filmgeschichte schrieben

Die Schattenspiele vor der Ruinenkulisse gelten bis heute als wegweisendes Stilmittel für subtilen Thrill.
Die Schattenspiele vor der Ruinenkulisse gelten bis heute als wegweisendes Stilmittel für subtilen Thrill.(c) APA
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Mit seinen Bildern, seiner Musik und politischen Andeutungen inspiriert „Der dritte Mann“ bis heute Generationen von Filmemachern.

Was für Journalismus-Studierende „Frank Sinatra Has a Cold“ von Gay Talese ist – das 1966 im Magazin „Esquire“ erschienene Porträt über den Musiker gilt wegen seiner atmosphärischen Dichte als die größte Reportage des 20. Jahrhunderts –, ist für junge Filmemacher Carol Reeds „Der dritte Mann“. Ein cineastischer Geniestreich vor der zerstörten Kulisse Wiens, der bis heute als Inspirationsquelle dient. Nicht nur für Nachwuchsregisseure, auch für Stars der Szene wie etwa Martin Scorsese, Steven Soderbergh und Wim Wenders, die in der Dokumentation „Im Schatten des ,Dritten Mannes‘“ (2005) kein Geheimnis daraus machen, welch großen Einfluss der Thriller auf ihre eigenen Werke hatte.

Wobei es bis heute eine Streitfrage ist, ob „Thriller“ als Genre überhaupt zutrifft oder ob es sich bei dem Schwarz-Weiß-Klassiker voller subtiler politischer Anspielungen und mit der unvergesslichen Verfolgungsjagd samt Showdown im Kanalisationsnetz Wiens doch eher um einen Film noir handelt – eine spezielle Stilrichtung des düsteren amerikanischen Films, die erstmals 1946 von einem französischen Filmkritiker beschrieben wurde. Er hatte nach einer Bezeichnung für Filme wie etwa Edward Dmytryks „Murder, My Sweet“ und Billy Wilders „Frau ohne Gewissen“ gesucht, die Mitte der 1940er-Jahre herauskamen und die unsichere weltpolitische Lage thematisierten, als die USA gegen Nazi-Deutschland in den Krieg zogen.

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