Filmtipps

Diese Oscar-Filme kann man jetzt schon im Netz sehen

Steve Dietl/Netflix
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Am Sonntag werden die Oscars verliehen, einige nominierte Filme kann man schon jetzt (legal!) im Netz streamen. Sie erzählen vom schwarzen Überlebenskampf, bieten rauschhafte Kriegsbilder und nostalgische Magie.

Dunkirk

8 Nominierungen, darunter „Bester Film“
Zu sehen auf Amazon (leihen ab 3,99 €)

Diesen Film sollte man sich ja eigentlich nur zu Hause anschauen, wenn man sein Wohnzimmer mit einem Beamer und zumindest ein paar zerquetschten Quadratmetern Leinwandfläche bestückt hat: Alles andere (oder gar nur ein Tabletbildschirm) tut den opulenten Bildern dieses Kriegsspektakels Unrecht. Christopher Nolan inszenierte die „Operation Dynamo“, eine der größten Evakuierungsaktionen des Zweiten Weltkriegs, als Spannungsfilm auf mehreren Ebenen: Anstatt die Perspektive einzelner Protagonisten einzunehmen, fliegt er mit der Kamera über endlose Reihen auf Rettung wartender Soldaten, schlüpft in überfüllte Schiffe, folgt einer Spitfire auf ihrem Kurs, bricht mit einem kleinen Privatboot durch die Wellen, um ein paar der 340.000 nach der Schlacht um Dünkirchen eingekesselten britischen und französischen Soldaten, die in der spektakulären Aktion gerettet werden konnten, an Bord zu nehmen. Sprache, Zeit, konkrete Handlung rücken dabei in den Hintergrund, der Film macht mit dem Zuschauer viel mehr, als ihm eine Kriegsgeschichte zu erzählen: Er zieht ihn ins Geschehen, drückt ihn unter Wasser, lässt ihn die Bedrohung spüren – und am Ende die Erlösung. Allein dafür zahlt sich ein ordentliches Heimkino aus.

Get Out

4 Nominierungen, darunter „Bester Film“
Zu sehen auf Sky

Ihre Eltern seien nicht rassistisch, beschwichtigt Rose ihren Freund, Chris, als dieser vor dem ersten Besuch ihres Elternhauses fragt, ob die beiden wüssten, dass der Auserwählte ihrer Tochter schwarz sei. „Mein Vater würde Obama ein drittes Mal wählen, wenn er könnte“, sagt Rose – und tatsächlich gibt sich das weiße, bürgerlich-liberale Vorzeigeehepaar sensibel, kultiviert, herzlich. Aber seltsam ist es doch. Zu oft betont die Familie ihren Stolz auf schwarze Spitzensportler, ihre kulturelle Offenheit. Und dann sind da noch die schwarzen Dienstboten . . . Ehe man sich's versieht, wandelt sich Jordan Peeles Regiedebüt zu einer bizarren Paranoiahorrorsatire, die sich immer weiter zuspitzt – und die das diffizile moderne Verhältnis zwischen Schwarzen und Weißen in den USA raffiniert seziert.

Strong Island

Nominiert als beste Doku
Zu sehen auf Netflix

Yance Ford ist der erste Transgender-Mann, der für einen Oscar nominiert ist. 1992 war er noch Frau, als sein Bruder, ein 24-jähriger Afroamerikaner, von einem weißen Mechaniker erschossen wurde. Bemerkenswert ist die Art, mit der Ford die Tat – und den Umstand, dass sie nie vor Gericht gelandet ist – aufrollt: Familie und Zeugen sprechen direkt in die Kamera, Familienfotos machen Sehnsucht und Trauer spürbar.

Mudbound

3 Nominierungen ("beste Nebendarstellerin", "bestes adaptieres Drehbuch" und "beste Kamera")
Zu sehen auf Netflix

„Ich habe in Braun geträumt“, hört man die Stimme von Carey Mulligan, die aus dem Off von den Jahren auf der Farm erzählt. Schlamm und Dreck waren überall, haben sich in den Gedanken festgesetzt. Es sind die Vierzigerjahre in einem Delta in Mississippi, eine weiße Familie hat gerade ein Stück Land gekauft, das eine schwarze für sie bewirtschaftet – die übliche Konstellation. Üblich sind auch die Repressionen, der abscheuliche Rassismus, der Schwarzen hier in jeder Situation begegnet. Für zwei junge Männer aus den beiden Familien, die vom Krieg zurückgekehrt sind, ist die Verbindung durch das geteilte Trauma stärker als die sozial auferlegte Verachtung. Ihre Freundschaft hat aber verheerende Folgen. Die US-Regisseurin Dee Rees machte aus der Romanvorlage von Hillary Jordan ein erschütterndes Drama, die Bilder von Rachel Morrison sind überwältigend, die Darsteller – allen voran Jason Mitchell und Garrett Hedlund – eine Wucht.

Die Schöne und das Biest

2 Nominierungen (Szenenbild, Kostümdesign)
Zu sehen auf Sky

„There must be more than this provincial life“, singt Emma Watson als bücherliebendes Dorfmädchen Belle, während sie sich durch idyllisches Markttreiben tänzelt und auf Blumenwiesen im Kreis dreht, die direkt aus „The Sound of Music“ stammen könnten: Dabei geht das Nostalgiefest, das die Realverfilmung von Disneys „Beauty And the Beast“ feiert, erst richtig los! Üppig choreografiert, zauberhaft und stilistisch ausschweifend, ist der Film über weite Strecken eine pompös gekleidete Version der beliebten Zeichentrickvorlage von 1991 und wirkt doch frisch – nicht zuletzt dank Watson, die diese Antiprinzessin abgeklärt, selbstbestimmt und dabei nicht weniger träumerisch gibt. Dass sie sich aus der Geiselhaft des grimmigen Biests befreien kann, daran zweifelt man keine Sekunde; zuzuschauen, wie sie sich gegen die bornierten Dorfbewohner durchsetzt, macht großen Spaß. Das Biest steht hier auf Shakespeare, der patscherte Lefou auf Männer (was manche Konservative erzürnt hat), die Magie des Märchens bleibt ungebrochen. Und die Schlossszenen, nicht nur das Tassenballett und die feierlichen Tänze im Rokoko-Ballsaal, sind ein wahrer Augenschmaus. Geglückte Modernisierung mit viel Liebe fürs Alte.

Außerdem (gratis) im Netz verfügbar: "Garden Party", nominiert als bester Kurzfilm.

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