Es war einmal das Blaustern. Das war irgendwann nicht mehr genug, also bekam es ein Stadtkind. Das ist jetzt da. Und kann seine Herkunft nicht bestreiten.
Wie oft muss es ein Lokal eigentlich geben, ehe man von einer Kette sprechen kann? Und gilt es auch, wenn die Betriebe unterschiedliche Namen führen? Es sind existenzielle Fragen wie diese, die sich unter der blauen Markise des Stadtkinds (Universitätsstraße 11, 1010 Wien, ✆961 95 22; Mo–So 9 bis 24 Uhr) stellen, das Anfang Juli eröffnet hat. Wenn der Blick auf die helle holzvertäfelte Bar fällt und die Löcher der charakteristischen Roland-Rainer-Sessel ein bisschen Wiener-Stadthallen-Feeling zaubern.
Ach ja, und auch die Markise hat man so ähnlich schon anderswo gesehen. Inklusive Stern, der die Wortkombination im Namen in der Mitte trennt (Stadt*Kind). Das neue Lokal kann jedenfalls nicht verleugnen, dass es aus dem Hause Blaustern (Blau*Stern – jetzt klingelt's, oder?) kommt. Das Original auf dem Döblinger Gürtel ist so etwas wie das Wohnzimmer unzähliger WU-Studenten (wobei, wenn die Wirtschafts-Uni ab September in der Leopoldstadt logiert, werden die wohl ausbleiben) und Döblinger Anrainer. Egal, ob morgens zum Frühstück, tagsüber zum Brunch oder abends zum Cocktail – voll ist es immer. Das Stadtkind könnte eine ähnliche Rolle für die Studenten der Uni Wien spielen, nur dass man hier etwas mehr gastronomische Konkurrenz hat. Ob es gelingt, wird der Herbst weisen – in den Ferien ist das Lokal eher spärlich besucht.
Womit wir schon beim Angebot sind. Da gibt es – kennen wir das nicht von irgendwo? – Frühstück den ganzen Tag lang und abends Cocktails. Und natürlich ein paar Gerichte fürs Mittag- oder Abendessen. Vom Mehrkorntoastbrot (5,80) mit diversen Belägen à la Rohschinken, Zucchini oder getrockneten Tomaten über eine gar nicht so ung'schmackige Ingwer-Tomaten-Suppe (2,90) bis zu Klassikern wie Wiener Schnitzel vom Kalb (11,40 Euro für die kleine, 16,50 Euro für die große Portion) und Hühnercurry-Ragout mit Basmatireis (6,40 bzw. 8,90 Euro). Der Korianderreis mit Hühnerstreifen und Broccoli fällt etwas trocken aus, die Fettuccine mit Serranoschinken und Pilzen würden etwas mehr Würze vertragen. Dafür hat man mit dem Hadmar Bio Bier aus Weitra ein überzeugendes Argument für einen Besuch. Die Lounge Musik im Hintergrund muss man halt mögen – wobei, wer das Blaustern mag, mag das sicher.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2013)