Gute Fischbrötchen, Astra Bier und ganz viel Hamburg-Feeling gibt es in der kleinen Imbissbude Wulfisch in der Wiener Leopoldstadt.
Die Deutschen wählen, also gehen wir essen – deutsch. Und merken schnell, dass das gar nicht so einfach ist in Wien. Die Wurstbotschaft am Donaukanal, die sich der Currywurst angenommen hat, ist längst geschlossen. Der Betreiber hatte Heimweh und ist wieder zurück nach Berlin. Also müssen wir noch ein Stückchen Richtung Norden gehen. Nahe des Karmelitermarkts hat Stephan Wulf eine kleine Imbissbude aufgemacht, die all das vereint, was er– und nicht nur er – an seiner Heimatstadt Hamburg so liebt. Im Wulfisch (2., Haidgasse 5) gibt es nicht nur hübsche blau-weiße Fliesen am Boden und eine kleine Möwe am Fenster, sondern auch Fischbrötchen, Wraps, Salate, dazu – muss sein – Jever und Astra, ein paar gute Weine, Champagner und – wir sind in Wien – eine Melange.
Die lassen wir aber aus, wir wollen Fisch. Die Auswahl ist groß genug für das kleine Lokal: von der Nordseekrabbe über Eismeergarnele oder Matjes bis zum Rollmops und zur Schrotte. Da wir von der Wahl eh schon genug haben, nehmen wir einfach den Wulfisch-Spezialteller (9,50 Euro) und einen Friesenteller (9 Euro), da gibt es von überall etwas, bei Ersterem viele verschiedene Fisch- oder Krabbensalate. Der Friese kommt eher deftig daher mit Matjes, Sprotte, Buttermakrele und Rollmops. Ach ja, und weil es dann doch schon ein bisschen kalt ist, bitte eine Krabbensuppe (5,50 Euro). „Die hab ich im Sommer aus dem Programm genommen, stattdessen habe ich frische Tagessalate, aber stimmt schon, es ist nicht mehr so warm“, sagt Herr Wulf. Der Herr stammt also wirklich aus Hamburg. Der Wind zieht durch die offenen Fenster und wir machen den Mantel eben einfach zu. Der Riesling vom Gruber schmeckt (3,50 Euro), das Astra (3,50) sowieso und Fritz Kola (2,80) darf ausnahmsweise auch sein, kommt ja aus Hamburg. Die Krabben- und Fischsalate, etwa mit Roten Rüben, Ananas-Curry-, Joghurt-Dill- oder Orange-Cocktail-Soßen, schmecken hervorragend, das Brötchen dazu ebenso, und spätestens bei der Schrotte hören wir die Nordsee rauschen. Angenehm auch, dass man hier nicht nur die üblichen Verdächtigen trifft. Zwei ältere Herren betreten das Lokal. „Ihr braucht dringend ein Bier“, sagt Herr Wulf, die beiden nicken und sind mitten in einer Diskussion über das Altersheim.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2013)