Cordon bleu, Lasagne, Sauerteigpalatschinken, aber auch Yoga gibt es im Bin beim Art'ner im 20. Wiener Bezirk.
Eine Bank mag man in einem Wirtshaus vielleicht nicht vermuten. Die Rede ist nicht von der Holzbank, die gehört natürlich dorthin, sondern von einem Kreditinstitut. Ein solches war unlängst in einem Wirtshaus anzutreffen. Und in diesem Fall passen die beiden gar nicht so schlecht zueinander. „Wir gründen eine Bank, gründen Sie mit“, stand draußen geschrieben. Und nein, leider nicht das Wirtshaus, sondern die „Bank für Gemeinwohl“ war hier in Gründungslaune und im Gaststüberl eingemietet.
Das Wirtshaus steht seit 1901 in der Dammstraße 13 in der Brigittenau, hieß einst Zum Goldenen Ring, später Gasthaus Artner und nun Bin beim Art'ner. Der Apostroph macht deutlich, in welche Richtung es nach der jüngsten Neuübernahme gehen soll. Das junge Ehepaar Julia und Ernst Höllerschmid – sie ist Grafikerin, er gelernter Elektriker und Energetiker – hat das Lokal im Sommer übernommen, ein bisschen entrümpelt und neben einer kleinen, feinen Speisekarte auch viel Platz für Kultur in Form von Lesungen und Konzerten, aber auch für „Tatort“-Abende oder Yoga im Wirtshaus gemacht.
Die Patina ist dem Wirtshaus geblieben. Die Stammgäste auch. „Darf ich mich dazusetzen?“, fragt ein älterer Herr und murmelt etwas von Stammplatz. Seit 79 Jahren wohne er im Bezirk, nicht ganz so lang trinkt er hier wohl jeden Abend ein paar Gläser Rot. Ansonsten dominieren die jungen Gäste.
Neben Tagesgerichten und Frühstück gibt es ein paar Wirtshausklassiker wie Schnitzel, Cordon bleu, Gulasch und Frankfurter, aber auch Art'ner-Specials wie Lasagne oder Sauerteigpalatschinken. Der faschierte Braten mit Petersilkartoffeln und Salat (8,20 Euro) war ein feines Tagesgericht. Die Rindsuppe leider aus, die Gemüsesuppe (1,20 Euro) ein bisschen überwürzt, die Einlagen dazu bestellt man extra, etwa Brandteigkrapferln (2,50 Euro), auch fein. Die Lasagne Bolognese (6,90 Euro) schmeckt ebenso. Nur die Sauerteigpalatschinken (5,50 Euro) mit Marmelade könnten flaumiger sein. In Summe ein nettes, uriges Wirtshaus, in dem der Altersschnitt deutlich gesenkt wurde.
Bin beim Art'ner: Dammstraße 13, 1200 Wien, Mo–Fr 11–23 Uhr, ✆ 0680/240 19 59
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.11.2015)