Die Symphoniker und ihr Chefdirigent: Burlesken, Novitäten

Symphoniker Chefdirigent Burlesken Novitaeten
Symphoniker Chefdirigent Burlesken Novitaeten(c) EPA (RALF HIRSCHBERGER)
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Auftakt der Bundesländertournee der Wiener Symphoniker unter ihrem Chefdirigenten Fabio Luisi im Musikverein.

Principal Conductor der New Yorker „Met“ und Generalmusikdirektor der Zürcher Oper ist Fabio Luisi in Personalunion. Bis Ende der laufenden Spielzeit fungiert er aber auch noch als Chefdirigent der Wiener Symphoniker – und leitet damit auch die traditionelle Bundesländertournee, die das Orchester in den kommenden Tagen nach Graz – wo Luisis Dirigentenkarriere begonnen hat – und nach Bregenz führt. Die beiden Programme waren bereits im Wiener Musikverein zu hören. Doch hob man dort anstelle der Fünften von Schubert, die heute und morgen im Grazer Stefaniensaal erklingen wird, eine Novität aus der Taufe: „Jetzt wohin?“ von Gerd Kühr.

„Spurensuche für Sprecher, Chor und Orchester“, so charakterisiert der an der Musikuniversität Graz lehrende Komponist sein knapp halbstündiges, anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien geschriebenes Werk, in dem Chor und Sprecher, basierend auf Texten von Heine, Goethe und Lichtenberg Antworten auf grundlegende Fragen menschlicher Existenz suchen.

Gerd Kühr, Komponist auf „Spurensuche“

Kührs Musiksprache verwendet Chiffren, orientiert sich an seriellen Techniken, nutzt verschiedenste, bis zur polyrhythmischen Deklamation reichende Möglichkeiten der menschlichen Stimme und setzt auf die rhetorische Brillanz des Rezitators, der zuletzt, ein Glas Wein in der Hand, keinen Zweifel lässt über seine Lebensphilosophie frei nach Goethe: „Mit andern kann man sich belehren, begeistert wird man nur allein.“ Ein nachdenkliches, rhythmisch profiliertes Werk voll unterschiedlich dichter expressiver Linien, das in den Symphonikern, dem von Johannes Prinz gewohnt perfekt studierten Singverein und dem überlegt seine Pointen setzenden Ignaz Kirchner unter der umsichtigen Leitung Fabio Luisis engagierte Interpreten fand.

War hier vom Orchester vor allem subtil-raffiniertes Lineament gefordert, zeigten die (in den Bläsern unterschiedlich perfekten) Musiker bei Bruckners Siebenter, für die Luisi meist breite Tempi anschlug, Affinität zu weit gespannten, intensiv leuchtenden melodischen Bögen. Einzig das straff musizierte Scherzo bildete einen Kontrast zur epischen Erzählweise.

Voll virtuoser Spiellaune das zweite Tourneeprogramm mit Richard Strauss' „Till Eulenspiegel“ und der „Burleske“, in der Rudolf Buchbinder demonstrierte, wie souverän er den technischen Schwierigkeiten des Soloparts zu trotzen und wie brillant er sich auf deren sehr wienerischen Tonfall versteht. Zuletzt, spannend und musikantisch erzählt, eine weitere Burleske, Strawinskys „Petruschka“-Suite (1947).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.01.2013)

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