Philippe Jordan als Haydn-Dirigent.

Philippe Jordan
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"Die Schöpfung" im Konzerthaus als hinreißendes Bilder-Theater mit Singakademie und Symphonikern.

Vielleicht ist die Orchesterbesetzung für den großen Konzerthaussaal ein wenig zu klein geraten. Das ist aber auch der einzige Einwand, der sich gegen die Aufführung von Joseph Haydns "Schöpfung" vorbringen lässt, die am Freitagabend stattfand. Im Verein mit der von Heinz Ferlesch wohl vorbereiteten Singakademie und den wach und eloquent musizierenden Wiener Symphonikern gestaltete Philippe Jordan eine der bildhaftesten und erzählfreudigstgen Wiedergaben des Oratoriums, die sich denken lassen.

Die pittoresken Klangmalereien, die der späte Haydn hier auf nach wie vor unfassbar souveräne Weise wie Märchen-Illustrationen in einen in Wahrheit hochkomplexen kompositorischen Verlauf einzubinden wusste, werden unter Jordans Händen zu sympathisch bunten, ausdrucksstarken Vignetten. Ob der Regen sanft tropft oder der Löwe lautstark brülle, die Musiker malen Haydns Bildbeigaben zur Schöpfungsgeschichte mit Liebe und dem entsprechenden Nachdruck.

Sie lassen aber auch fühlen, wo der Komponist die metaphysischen Schauer angesichts der größe des Vorwurfs in Musik gesetzt hat. Jordan verliert auch den großen dramaturgischen Bogen nicht aus den Augen. Die Tempi, die er wählt, lassen keine Müdigkeit aufkommen - und bieten auch den Solisten die Chance, ihre Stimmen mühelos zu enfalten. Hanno Müller Brachmann als Raphael verkündet die biblischen Botschaften mit besonders theatralischem Akzent, während Malin Hartelius ihren sanften Sopran lieber ungehindert und leuchtkräftig dem meldodischen Fluss überlässt. 

Erst im drtten Teil, als Eva im Dialog mit ihrem noblen Adam, Wolfgang Holzmair, wird sie im vorgeschriebenen Unterwerfungs-Ritual ein wenig zynisch. So unhinterfragt wie Anno 1797 folgt die Dame dem Herrn heutzutage nicht mehr . . .

Als Einspringer übernahm der Tenor Donát Havár kurzfristig die Partie des Uriel - und hielt sich gut. Der Chor nutzt seine Chance, und ließ das Gotteslob kraftvoll erschallen.

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