Bachs bewegende weihnachtliche Botschaft

(c) Wiener Konzerthaus
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Zum Abschluss seiner Europatour sang der Rias-Kammerchor im Wiener Konzerthaus.

Mit seiner Friedensbotschaft sei Bachs Weihnachtsoratorium eine „unglaublich aktuelle Geschichte“, sagte Hans-Christoph Rademann, ehemals Chefdirigent des Rias-Kammerchors, in einem Interview. Tatsächlich wurde die Aufführung gemeinsam mit dem Freiburger Barockorchester und den Solisten Anna Lucia Richter (Sopran), Stefanie Irányi (Alt), Maximilian Schmitt (Tenor) und Roderick Williams (Bass) zu einem berührenden musikalischen Fest.

Was das Stimmvolumen betrifft, konnte der Rias-Kammerchor ohne Weiteres mit größeren Ensembles mithalten, so stürmisch-fröhlich präsentierte er sich. In Verbindung mit dem Orchester offenbarte sich die spirituelle Kraft hinter Bachs Werk. Die Rolle des Evangelisten in den Rezitativen stand Schmitt ausgezeichnet. Seine erstaunlich klare Aussprache und die helle, auch in der Höhe souveräne Stimme harmonierte perfekt mit den weihnachtlichen Verkündigungsszenen. Ähnliches schaffte auch Williams, der betont exakt artikulierte. Freudestrahlend schien er sich bereits bei seiner ersten Arie zu entspannen und gewann so an vokaler Leichtigkeit. Auch in langen Phrasen blieb seine Stimme beweglich und hielt selbst in der Tiefe mühelos die Spannung. Übertrumpft wurde seine Schwerelosigkeit noch durch die bezaubernde Anna Lucia Richter, die als Engel in Rot in der zweiten Kantate über dem Chor, auf dem Balkon – quasi schwebend – thronte. Sie wusste auch dem Orchester, das stellenweise sehr dominierte, Paroli zu bieten.

Charmant brachte Rademann seine Botschaft unter die Menschen: Statt einer schlichten Zugabe forderte er zum gemeinschaftlichen Singen auf. Und wirklich: Bachs Bearbeitung von Luthers „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ war aus dem ganzen Saal zu vernehmen. (esa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2016)

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