Den Saisonausklang dominiert im Klassik-Netz die frühe Moderne von Claude Debussy und der Rückblick auf den musiktheatralischen Aufbruch im Frühbarock, initiiert von Claudio Monteverdi.
Wiens spannender neuer „Pelléas“
Debussy aus der Staatsoper
Am letzten Tag der zu Ende gehenden Saison liefert die Wiener Staatsoper ihre jüngste Produktion via Livestream: Claude Debussys „Pelléas et Mélisande“ gilt allgemein zwar als sprödes, schwer zugängliches Stück. Doch gelang es Regisseur Marco Arturo Marelli die symbolistische Geschichte Maurice Maeterlincks spannend zu erzählen. Dank intensiver Bilder, mit denen die Seelenkämpfe und -krämpfe der handelnden Figuren packend illustriert wurden; und dank der Fähigkeit der illustren Sängerbesetzung, in Debussys mehrheitlich in Piano- und Pianissimoregionen gehaltener Musik die Emotionen „laut werden“ zu lassen. Das wirkte schon im Haus filmreif und dürfte in der HD-Übertragung durchaus ein Erlebnis sein, auch weil das Staatsopernorchester unter Alain Altinoglu die Partitur auf ihr Differenzierungspotenzial hin untersuchte und nachwies, dass die Sache mit Debussy als dem Hauptvertreter des musikalischen Impressionismus zu kurz gegriffen ist. Dieses Werk, 1902 vollendet, gehört zu den wichtigsten Vorboten der musikalischen Moderne – und ist (anders als sein Ruf) dramatisch höchst wirkungsvoll. Das beweist die Wiener Neuproduktion schlagkräftig. (30. Juni – dann drei Tage online.)