Bayreuther Festspiele: Parsifal trägt die Religionen zu Grabe

Uwe Eric Laufenberg
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„Parsifal“-Wiederaufnahme in Uwe Eric Laufenbergs bemühter Regie: Hartmut Haenchen am Pult erzielt noblen Klang, der Österreicher Andreas Schager liefert ein starkes Debüt in der Titelpartie.

„Parsifal“ in Bayreuth, das ist immer etwas Besonderes. Nicht so sehr, weil das Werk lange nur an diesem seinem Uraufführungsort zu erleben war, sondern wegen der Akustik: Wagners „Bühnenweihfestspiel“ ist das einzige, das er bereits mit der Kenntnis der speziellen Vorzüge und Tücken des verdeckten Orchestergrabens instrumentiert hat. Nur hier mischt sich der indirekte Klang auf die beabsichtigte Weise. Auch unter Hartmut Haenchen. Schon 2016 als später Einspringer für Andris Nelsons gefeiert, konnte er seine Lesart nun zur Blüte führen: In den relativ flüssigen Tempi eines Richard Strauss, die einen feierlichen, aber noch natürlich wirkenden Rhythmus von Erzählung, Rede und Antwort erlauben; mit organisch sich entfaltenden, klangschön ausgeformten Kantilenen, insbesondere von Chor und Orchester.

Regisseur Uwe Eric Laufenberg hat seine umstrittene Deutung in wenigen Details nachgebessert. Eine wohltätige christliche Gemeinschaft in vom IS bedrohter, muslimischer Gegend ist sein Ausgangspunkt. Allerdings lassen die Gralsritter das Christus-Double Amfortas qualvoll zur Ader und trinken sein Blut: Realität und konkret werdende Symbolik vermischen sich bisweilen willkürlich, ja verquast. Die größten Schwächen enthält nach wie vor der Mittelakt, wo die zunächst schwarz verschleierten Blumenmädchen sich bald als Odalisken in einem biederen Hamam räkeln – und die Anwesenheit von Amfortas das Verständnis eher erschwert statt erleichtert. Elena Pankratova malt die Kundry jedenfalls in ausgeglichen dunklen Sopranfarben und nimmt die zahlreichen rein vokalen Hürden anstandslos – doch erneut bleibt sie in der Gesamtwirkung dahinter zurück: Die fast stumme Figur des dritten Aufzugs, eine tattrige, den Kühlschrank putzende Babuschka, gelingt ihr eindrucksvoller, glaubwürdiger als die singende Verführerin. Als solche hat sie die Jesus-Erzählung wieder ohne Gegenüber zu absolvieren, weil Parsifal sich einfach umziehen geht . . .

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