Peter Oswald: Alle Energie für die kühnsten Klänge

Der „Herbst“-Intendant und „Kairos“-Gründer starb im 64. Lebensjahr.

Eine knappe Saison war er sogar Musikchef des ORF – genau in jener Phase, in der bei den Salzburger Festspielen große Umwälzungen auf dem Programm standen. Wer es erlebt hat, weiß noch, wie der frisch gebackene TV-Manager in jugendlichem Elan die Übertragung des ersten Konzertes moderierte, das die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Pierre Boulez gaben.

Es war vielleicht ein wenig zu früh für solchen Enthusiasmus in einem Massenmedium. Peter Oswalds Engagement konnte in weniger spektakulären Foren nachhaltiger wirken. Das war zuvor deutlich geworden, als der ausgebildete Pharmazeut und Musikwissenschaftler als reisender Vertreter der Wiener Universal Edition von Intendant zu Intendant reiste, um ihnen Namen zu „verkaufen“, die heute ganz selbstverständlich auf den Programmlisten stehen, sei es Franz Schreker, sei es Alexander von Zemlinsky. Doch das Herz Peter Oswalds schlug vor allem für die Zeitgenossen, denen er mit nie versiegendem Elan Wege ebnete. Als Journalist, bald aber auch als Manager: Mit dem Klangforum formte er ein Instrument für die tönende Avantgarde, das heute weltweit zu den führenden Interpreten Neuer Musik gilt, mit seiner Frau, Barbara Fränzen, gründete er das Label Kairos, das in knapp zwei Jahrzehnten einen eminenten Katalog aktueller Musikproduktionen aufgebaut hat.

An deren Entstehung beteiligte sich Oswald aktiv als Musikchef bei den Wiener Festwochen (1988) und beim Steirischen Herbst, dessen Gesamtleitung von 2000 bis 2005 in seinen Händen lag. Uraufführungen von Werken von Beat Furrer, Bernhard Lang oder Olga Neuwirth fielen in seine Ära. Am Donnerstag ist Oswald unerwartet 63-jährig gestorben. (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2017)

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