Zum Monteverdi-Gedenkjahr: „Il ritorno d'Ulisse in patria“ unter Alessandro De Marchi: eine musikalisch gediegene Deutung, unausgewogen inszeniert.
Moll und Dur, Moll und Dur: Merkwürdig schwankt die Akkordfolge, mit der Claudio Monteverdi den ersten Auftritt der Penelope in „Il ritorno d'Ulisse in patria“ Klang werden lässt. Dieses Hin und Her zwischen Bangen und Hoffnung scheint geradezu Schubert vorwegzunehmen. In Innsbruck, wo bei dieser Eröffnungsproduktion der Festwochen der Alten Musik Intendant Alessandro De Marchi am Pult der Academia Montis Regalis steht, klingen diese Harmonien nun nach tiefen Atemzügen, aus denen die treue, leidende, bedrängte Gattin des Odysseus aufschrickt und erschauert.
Das passt insofern, als wir uns in einem Wirtshaussaal befinden. Schon zur hinzugefügten Ouvertüre, einer Sinfonia Francesco Cavallis, in der Zinken und Posaunen naturbelassen-altertümlichen Prunk verheißen, döst da eine Hochzeitsgesellschaft vor sich hin: Das Osloer Restaurant Olympen sei, so steht's im Programmbuch, das Vorbild für den Schauplatz der Inszenierung von Ole Anders Tandberg, die ihren Weg von der Norske Opera ins Tiroler Landestheater gefunden hat – und die Götter treiben sich als geflügelte Kellner im Lokal herum.