Theater an der Wien: Strenge und verspielte „Zauberflöte“

Katharina Ruckgaber als herzige Papagena, Daniel Schmutzhard (Papageno) turnt in Lederhose über die Bühne, Sebastian Kohlhepp ist ein etwas höhensteif-blasser Tamino.
Katharina Ruckgaber als herzige Papagena, Daniel Schmutzhard (Papageno) turnt in Lederhose über die Bühne, Sebastian Kohlhepp ist ein etwas höhensteif-blasser Tamino.(c) Theater an der Wien/Herwig Prammer
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Mozarts „Zauberflöte“ in der Regie von Torsten Fischer: ein Lehrstück über Gleichberechtigung, von René Jacobs am Pult fantasievoll aufgefettet.

„Das Einzige, was bei dieser Inszenierung anders war“, sagte ein Besucher zu seinem jungen Begleiter, „war, dass Tamino am Anfang eigentlich vor einer Schlange flüchtet, nicht vor Frauen.“ Und, nach kurzem Überlegen: „Aber manche meinen, dass das eh dasselbe ist.“ Mit diesem Schmäh hätte er sogar den Widerspruch Papagenos erregt, der in der trainierten Gestalt von Daniel Schmutzhard als Superheld in Lederhose über die Bühne turnt. „Was ist denn das wieder für ein Chauvi-Spruch?“, grantelt er publikumswirksam zurück, wenn ihn Sebastian Kohlhepp als etwas höhensteif-blasser Tamino anherrscht: „Sei ein Kerl, Mann!“

Ja, der Herr irrte: „Anders“ ist sogar eine ganze Menge bei dieser Neudeutung der „Zauberflöte“, die von der Vorstadtunterhaltung in den seriösen Opernolymp aufgestiegen ist und den Regisseuren (deshalb?) längst als schwieriger Fall gilt. Torsten Fischer erzählt in traumartig abstrahiertem Schwarz-Weiß-Ambiente sowie mit etlichen Spiegeleffekten (Ausstattung: Herbert Schäfer und Vasilis Triantafillopoulos) von der Notwendigkeit gleichberechtigter Geschlechter und Religionen – sowie von der Überwindung jener Gräben, die erst durch den Tod von Paminas Vater aufreißen. Dazu wirft er ägyptisches Brimborium über Bord, ersetzt vertraute Symbole durch neue (Tamino wird von Frauen verfolgt), bringt weitere ins Spiel und formuliert nicht nur viele Dialoge um, sondern biegt sich auch einige Stellen im Gesangstext zurecht. Solche Interpretationen ist das Opernpublikum heutzutage fast gewöhnt – und so bleibt das Ungewöhnlichste die musikalische Seite.

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