Musikverein: Glaubensgewissheit, ehern und innig

Das Gewandhausorchester Leipzig spielte Brahms' „Deutsches Requiem“.

Markig schreiten die Kontrabässe am Anfang in der Tiefe dahin: nicht laut, sondern stark. Kantabel umschlingen einander die sonoren Kantilenen der geteilten Violoncelli und Bratschen im Gewandhausorchester Leipzig. Noch schweigen die Violinen – so bleibt der erste, zarte Lichtstrahl dem Chor vorbehalten: „Selig sind, die da Leid tragen“. Im Wiener Singverein halten sich Legato und Wortdeutlichkeit, feierlicher Ernst und lebendige Textbehandlung stets aufs Schönste die Waage: Niemals lastet über dem Gesang eine alles nivellierende „Andacht“, stets geht es um die Verbindung der musikalischen Linie mit ihrem spirituellen Gehalt.

Das gilt für den ganzen Abend und deshalb auch für den zweiten Satz, diesen Trauermarsch in b-Moll, der sich im langsamen Dreivierteltakt dahinschleppt. Beim großen Crescendo, aus dem einst Otto Klemperer die aufsteigenden Oktaven der Hörner wie Stufen aus dem Verlauf herausgemeißelt hat, sind diese nun vernehmbar und doch organisch in die Steigerungskurve eingebunden – die verzahnten Fanfaren des Blechs im ehernen Schlussteil glänzen dafür desto heller. So sachdienlich bescheiden und zugleich bezwingend klar organisiert klingt Brahms' „Ein deutsches Requiem“ nicht alle Tage: Als würden offene Fragen schon beantwortet, bevor sie sich stellen.

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