GegenGIFT

Eine Existenzfrage: Wie viel Angst braucht der Mensch?

Arik Brauer zeigte viel Gefühl und wurde als unkorrekt vorgeführt.

Es gibt stille Freitage im bescheidenen postexistenzialistischen Zirkel des „Gegengifts“, an denen wir uns in die vermeintliche Sicherheit unseres philosophischen Bunkers in Erdberg zurückziehen, um obskure Werke des Sonderlings Søren Kierkegaard aus Kopenhagen zu lesen: Er hatte einen außerordentlich differenzierten und beflügelnden Begriff von Angst. Sie sei der Schwindel der Freiheit: „Sollte einer meinen, es sei eben das größte an ihm, dass er nie Angst gehabt habe, so werde ich ihm mit Freuden meine Erklärung dafür eröffnen: Das kommt, weil er sehr geistlos ist.“

Solch dänischer Esprit erleichtert uns, denn die Angst ist diese Woche in an sich mutigen Gazetten ins Gerede gekommen, mögen sie nun links, liberal oder konservativ sein. Arik Brauer, der als Kind nur knapp der Ermordung durch die Nazis entkam, gestand im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bei der TV-Diskussion „Im Zentrum“, dass er als Jude mehr Angst vor den Arabern habe, die vor allem 2015 nach Österreich geflüchtet sind, als vor antisemitischen Burschenschaftern. Das wurde ihm von manchen Gerechten unter den Nachgeborenen als ungeheuerliche Einschätzung ausgelegt. Dass er danach im „Falter“ seine Position pointiert erläutert hat, wird ihm auch nicht viel nützen. Geistreich sein macht hierzulande selten beliebt.

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