Ein „Siegfried“ mit vielen leisen Tönen

Von füllig strömender Tiefe: Monika Bohinec, im laufenden „Ring“ neu als Erda.
Von füllig strömender Tiefe: Monika Bohinec, im laufenden „Ring“ neu als Erda.(c) Michael Poehn
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Staatsoper. Der dritte „Ring“-Teil unter dem Dirigat von Ádám Fischer: Titelheld Stephen Gould erweckt Iréne Theorin als neue Brünnhilde mit Pianissimo-Qualitäten.

Die Instrumente im überwölbten Orchester wurden gestimmt – nein, es war die Ouvertüre, die eben begonnen hatte“, ätzte der 1876 aus Wien zum ersten Bayreuther „Ring des Nibelungen“ angereiste Satiriker Daniel Spitzer über den düster dräuenden Beginn des „Siegfried“ mit seinen grämlichen Fagott-Terzen über leisem Paukenwirbel. Am Mittwoch in der Staatsoper hätte Spitzer dann vermutlich gestaunt. Steigerungen, entwickelt aus samtenen Pianissimi, dabei ein stets runder, niemals zittrig oder gar unsauber werdender Klang: So edel hat der zum wilden Wurm mutierte Riese Fafner, dem phänomenalen Tubisten im Staatsopernorchester sei Dank, schon lang nicht mehr gelauert.

Nun sind Details bekanntlich nicht alles, aber wenn zumindest einige von ihnen herausragend gelingen, dann untermauert das auch die große, durchgehende Erzählung von Wagners Musikdrama. Unter Ádám Fischer entwickelt sich diese ohne Schleppen, aber doch aus einem eher ruhigen Fluss. Die Intensität der jüngsten „Walküre“ fehlte zwar, dafür kam der Humor nicht zu kurz – und gerade die lyrischen Inseln gerieten zu Höhepunkten der Zurücknahme und Intimität. Das beschränkte sich nicht bloß aufs Waldweben, wo aus dem Orchester zauberhafte Bläsersoli zwitscherten, oder auf Stephen Goulds nach wie vor erstaunliche Fähigkeit, seinem Heldentenor von beinahe unerschöpflich wirkenden Reserven empfindsame Phrasen so abzuringen, dass von diesem Ringen nichts vernehmbar ist. Diesen Siegfried kann nach wie vor nichts erschüttern, und wäre die Partnerin im dritten Aufzug noch so gut ausgeruht.

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