Musikverein: Prometheus' erste Fackeln

Franz Welser-Möst (Archivbild).
Franz Welser-Möst (Archivbild).(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Das Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst begann mit seinem philosophisch-ambitionierten Beethoven-Projekt.

Eine Alternative zu heute üblichen Originalklangdeutungen würde das werden, da durfte man sicher sein: Franz Welser-Möst kündigte ein spezielles Beethoven-Projekt an, das er mit einem Vortrag am Vorabend des ersten Konzerts historisch-philosophisch untermauerte. Prometheus ist der Namensspender des Gastspiels, das bis kommenden Montag im großen Musikvereinssaal stattfindet. Sämtliche Beethoven-Symphonien, nicht chronologisch, sondern in inhaltliche Sinneinheiten gegliedert, als klingende Erzählung über Beethovens (kultur-)politisch-sittlich grundierte Symphonik, die nicht von ungefähr in eine Schiller-Vertonung mündet. Man hub mit der Ouvertüre zu den „Geschöpfen des Prometheus“ an, der Ersten Symphonie, die wie das Ballett mit einer Dissonanz beginnt, und der „Eroica“, deren Finalsatz wiederum ein Thema aus dem „Prometheus“-Finale variiert. Schon diese Parallelen legen nahe, dass die vom Komponisten selbst suggerierte Konnotation seiner Dritten mit der Gestalt Napoleons nur die halbe Wahrheit ist und die Botschaften wohl weniger vordergründig zu dechiffrieren sind.

Zum Nachdenken regen die Clevelander nicht nur durch solch ideologischen Überbau an, sondern zuvörderst durch ihre musikalischen Leistungen. Sie sind von entwaffnender Brillanz und gründen vor allem auf einer gewachsenen und von Welser-Möst offenbar konsequent weiter gepflegten Klangkultur. Schon die ersten Takte der Ouvertüre verrieten, dass man sich mit modischem Geklirre und Getrommel nicht abgeben würde – jenem oberflächlichen Firlefanz, den Welser-Möst jüngst „Originellklang“ nannte. Die Clevelander agieren wohlklingend auch dort noch, wo es etwa um die heftigen Off-Beat-Schläge im Stirnsatz der „Eroica“ geht, pflegen weiche Legatokultur, perfekt austarierte Bläserharmonien.

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