In dieser Oper singen die Sterne – und die Erde hat eine Seele

Von Einems Märchenspiel „Tulifant“ übersiedelt aus dem Muth in Wien ins Eisenstädter Schloss Esterházy.

Die „erste grüne Oper“ nannten Gottfried von Einem und seine Frau und Librettistin Lotte Ingrisch das 1990 im Ronacher uraufgeführte Märchenspiel „Tulifant“. Wie gehen wir mit unserer Erde um? Diese Frage steht über dem traurigen, tragischen, oft auch brutalen Stück. Wenn der Wüsterich dem kleinen Fridolin gleich zu Beginn seine Trommel zerschlägt, die ihm einziger Trost zu sein scheint, nur damit er in Ruhe weitertelefonieren kann, ist die Grundsituation schnell klar. Aufgemuntert wird Fridolin von Smaragda, die ihm einen Lutscher in die Hand drückt und erzählt, dass nicht der grobe Wüsterich sein Vater ist, sondern Tulifant, der im Totenreich gefangen ist . . .

Ingrischs Parabel, die auf den Ideen des Dominikanerpriesters Giordano Bruno beruht, der meinte, die Erde habe eine Seele, ist zwar für Kinder ab acht Jahren gedacht, aber auch mancher Erwachsene mag sich mit der Handlung schwertun. Dabei setzen Beverly und Rebecca Blankenship sie durchaus mit poetischen, wiewohl dunklen Bildern in Szene. So ist das Ungeheuer, das Fridolin im zweiten Akt verschlingen soll, ein roter Glitzermund mit wallenden Tüchern als Körper.

Sängerknabe David als Fridolin meistert selbst komplizierte Passagen souverän und bleibt stets ganz in seiner Rolle. Der Chorus Juventus, der Oberstufenchor der Sängerknaben, bringt als Blumen, Unirdische und Sterne besonderen Wohlklang. Von den erwachsenen Solisten fallen Irena Weber als Smaragda mit ihrer großen Stimmstärke und David Jagodic als präsenter Wüsterich auf. (tst)

Schloss Esterhazy: 17. bis 26. Juni.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2018)

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