Bei Teodor Currentzis wird Beethoven zur Nebensache

Teodor Currentzis, musicAeterna
Teodor Currentzis, musicAeterna(c) Salzburger Festspiele ph marco borrelli
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Der griechische Dirigent setzte bei den Salzburger Festspielen seinen Zyklus mit der vierten und der sechsten Symphonie fort. Ein holpriges Unterfangen.

Mittlerweile ist schon ein Streit über die Deutungshoheit von Currentzis' Beethoven-Symphonien-Zyklus entbrannt. Verfügen nur deutsche Rezensenten darüber? In diesem Sinne könnte ein Beitrag eines Kritikers der „Frankfurter Allgemeinen“ zu diesem Projekt verstanden werden. Man muss das nicht weiter kommentieren. Essentieller ist die Frage, was es mit dem Beethoven-Interpreten Currentzis wirklich auf sich hat.
Eröffnet der zuweilen als Klassik-Revoluzzer angesprochene, zum Star hochgejubelte, zweifellos charismatische griechische Dirigent tatsächlich neue, bisher unentdeckte Perspektiven auf diesen musikalischen Kosmos?

Mittlerweile geht der vom Publikum gestürmte Zyklus dem Ende entgegen. Nach dem Beginn mit der sehr unterschiedlich diskutierten Neunten in der Felsenreitschule führte Currentzis mit seinem ganz auf seine Intentionen eingeschworenen, in der Hauptsache stehend musizierenden Ensemble musicAeterna die übrigen Symphonien im intimeren Ambiente des des Mozarteums auf. Zuletzt die vierte und die sechste“, die „Pastorale“. Sie endet Forte-Fortissimo. Wenigstens bei Beethoven. Nicht so bei Currentzis. Er lässt sie leise ausklingen. Was aus seiner Sicht logisch ist. In seiner Interpretation ist längst alle Energie verpufft. Zu kräfteraubend ist das überakzentuiert inszenierte Gewitter dahingestürmt, als dass die Musiker, wie es Beethoven ausdrücklich wollte, wirklich frohe und dankbare Gefühle in gelöster Kantabilität vermitteln könnten.

Um das überzeugend zu übermitteln, hätte es zudem eines qualitätvolleren, präziser formulierenden Klangkörpers bedurft. Vor allem technisch sattelfesterer Bläser. Diese ließen schon in den Sätzen davor die nötige Klasse vermissen. So wenig im Stirnsatz die heiteren Gefühle erwachen wollten, so wackelig ging es in der Szene am Bach weiter. Den dritten Satz funktionierte Currentzis von einem Allegro zu einem verhetzten, sehr beliebig phrasierten Presto um, erwartungsgemäß lautstark ließ er das Gewitter aufbrausen. Der Paukist konnte dabei nach Herzenslust dreinschlagen. „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei“ sollte die „Pastorale“ für Beethoven sein, von Parforceritten, die sich über klare Artikulation und differenzierte Phrasierung hinwegsetzen, hat er gewiss nicht einmal geträumt.

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