Starnachwuchs aus dem Ländle

Salzburger Festspiele. Der persisch-österreichische Cellist Kian Soltani spielte mit Daniel und Michael Barenboim Beethoven-Klaviertrios im Mozarteum.

Den Namen dieses Musikers wird man sich merken müssen: Kian Soltani, der 26-jährige Vorarlberger mit persischen Wurzeln, machte bereits zur Festspielzeit 2015 als einer der Solisten in einer Aufführung von Beethovens Tripelkonzert mit dem West-Eastern Divan Orchestra auf sich aufmerksam.

Mittlerweile ist der junge Meistercellist bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag, und er wird in der kommenden Saison in allen großen Konzerthäusern Europas auftreten.

Als Solocellist bleibt er freilich dem West-Eastern Divan Orchestra treu und wird es unter anderem im kommenden November auf die geplante Tournee durch Nordamerika begleiten. Gemeinsam mit Daniel Barenboim am Klavier und dessen Sohn Michael, seinem Kollegen am Konzertmeisterpult des Jugendorchesters, hat sich Soltani außerdem sämtliche Klaviertrios von Beethoven und Mozart vorgenommen.

Am Dienstagabend stellte das illustre Ensemble Beethovens allererstes Klaviertrio (op. 1/1) den beiden späteren Werken des op. 70 gegenüber. Deutlich sind an ihm noch das Erbe Mozarts und die Züge von Beethovens Lehrer Haydn erkennbar. Das Kopfthema des ersten Satzes ist beispielsweise aus dem Rondothema des d-Moll-Klavierkonzerts von Mozart abgeleitet – und trägt doch bereits die unverkennbare Signatur Beethovens, der gegen die Tradition ein viersätziges Werk vorlegte.

Die Dezimsprünge im Finale wurden einst für die Zeitgenossen zur Attraktion, oft als freche Pfiffe in Gassenhauern interpretiert. Der Vergleich mit den Kühnheiten der beiden späteren Kompositionen lässt allerdings das einstige Provokationspotenzial verblassen: E. T. A. Hoffmann schrieb über den letzten Satz von op. 70/2: „Gedanken, Bilder, jagen im rastlosen Fluge vorüber, und leuchten und verschwinden, wie zuckende Blitze – es ist ein freyes Spiel der aufgeregtesten Phantasie.“

Der atemberaubenden Entwicklung Beethovens schienen am ersten der beiden Salzburger Konzertabende auch die Musiker zu folgen: Spielten die drei – jeder für sich natürlich ausgezeichneten – Solisten zunächst noch etwas starr nebeneinander her, ließ man sich bald mehr aufeinander ein.

Und demnächst: Mozart

Michael Barenboim erwachte aus anfänglicher Statik, die Führungsstimmen gingen bald fließend ineinander über. Im Largo assai des „Geistertrios“ (op. 70/1) eröffneten sich Ausdrucksweiten, wie sie Beethovens Satzvorschrift „espressivo“ suggeriert. Soltani bestach dabei mit samtig weichen Tönen und differenzierter Dynamik auf seinem Cello der Gebrüder Grancino.

Im begeisterten Publikum sah man neben dem Altbundespräsidenten Heinz Fischer auch Rolando Villazón, den neuen Intendanten der Salzburger Mozartwochen: Er holt das Trio mit Werken von Mozart im kommenden Jänner nach Salzburg zurück.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.