Neue Oper Wien: Ein Endspiel der Zweisamkeit

Armin Bardel
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Jubel für Gerhard Schedls musikalisches Beziehungsdrama „Julie & Jean“ im Semperdepot.

„Fin de fête. Fin de partie“, stößt Jean gegen Ende hervor. Knapp 18 Jahre ist es her, dass Gerhard Schedl, damals 43, den Tod wählte. Dass sein Schaffen präsent geblieben ist, spricht für dessen Kraft, die sich in seinen Musiktheaterwerken am stärksten offenbart. Man nennt sie am besten „eklektisch“; in „Julie & Jean“, komponiert 1999 (Libretto: Bernhard Glocksin nach Strindberg-Motiven), äußert sich das in einer spätromantischen Klangwelt in ihrem atonalen Spätherbst. Die Ausdrucksgewalt erwächst aus Schedls Fähigkeit, aus der Opernbibliothek des 19. und 20. Jahrhunderts emotionale Anklänge abzurufen, die bekannt sind und zugleich eigenständig wirken. Hinzu kommt hier der Palestrina-Stil des Chores, der sich in Einwürfen einer lateinischen Messe ergeht: Stark und gut, dass Regisseur Carlos Wagner am Höhepunkt mit den nackten Artisten Pamina Milewska und Will Lopes sowie dem glasklaren Wiener Kammerchor einen Altar der Sinnlichkeit statt der Kasteiung errichtet.

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