Die pure Emotionsmusik des Leoš Janáček

Der Wald fehlt schmerzlich: Die Inszenierung des „Schlauen Füchsleins“ beim Janáček-Festival in Brünn enttäuscht ein wenig, musikalisch stimmt aber alles.
Der Wald fehlt schmerzlich: Die Inszenierung des „Schlauen Füchsleins“ beim Janáček-Festival in Brünn enttäuscht ein wenig, musikalisch stimmt aber alles.(c) Národní divadlo Brno
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In Brünn erinnert ein Festival an den berühmtesten Komponisten der Stadt: „Das schlaue Füchslein“ wird etwas hemdsärmelig inszeniert, „Kát'a Kabanová“ in präziser Dramatik. Die Musik überzeugt bei beiden Aufführungen.

Wie sich die Zeiten ändern, auch für Leoš Janáček in Brünn. Vor etlichen Jahren konnte eine „Totenhaus“-Premiere hier noch halb leer sein, heute scheinen die Anstrengungen für die Werke des berühmtesten Komponisten der Stadt gebündelt: Zum sechsten Mal findet derzeit die Biennale „Janáček Brno“ statt, und die ersten Aufführungen erfreuen sich besten Zuspruchs. Die Festivaleröffnung ging Hand in Hand mit der Wiedereröffnung des Janáček-Theaters nach 16-monatiger Generalsanierung. Äußerer Glanz ist das eine, Modellaufführungen wären im Idealfall das andere. „Das schlaue Füchslein“ (im Original: „Příhody lišky Bystroušky“) war zum Auftakt einigermaßen weit davon entfernt.

Janáček hielt diese Fabel von Liebe und Tod für seine beste Oper, vielleicht weil in ihr seine Vorstellungen von privatem Glück besonders einflossen. Vom Schicksal gezeichnet, von der Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen und vom Tod zweier Kinder, scheint er ein schwieriger Charakter gewesen zu sein: Nationalist, russophil und erklärter Gegner von allem Deutschen, Tyrann gegenüber seiner Ehefrau, im Alter neurotische Projektionen um seine Muse Kamila Stösslová – all das wollte er auf der Bühne aufgearbeitet, sublimiert sehen. Aus musikalischer Sicht gleicht Janáček einem erratischen Block, der quasi ohne Vorläufer und ohne Nachfahren die Tür ins 20. Jahrhundert vehement aufstößt. Niemand konnte so begeistert von ihm schwärmen wie György Ligeti.

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