Wien Modern

Fesselndes Musiktheater auf tristem Schiff

Tristesse im Heizraum eines Seelenverkäufers.
Tristesse im Heizraum eines Seelenverkäufers.(c) Armin Bardel
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In einer ehemaligen Fabrikshalle in Hernals zeigt das Sirene Operntheater Oskar Aichingers Opernversion von B. Travens Roman "Das Totenschiff". Zeitkritik von 1926 nach Kurt-Weill-Manier in die Gegenwart transferiert.

Das muss man „Wien Modern“ lassen: Ästhetische Grenzmarken setzen die Veranstalter des Festivals nicht. Man hat ein weites Herz für die stilistischen Möglichkeiten, heutzutage neue Musik zu komponieren. Ob etwas neu klingt oder nach altbewährten Mustern gestrickt ist, diese Fragen werden bei der Programmerstellung offenbar nicht mehr gestellt. Das ist gut so. Neugierige Musikfreunde kommen auf diese Weise in Berührung mit zeitgenössischen Werken, die sich nicht der klanglichen Abenteuerlust verschrieben haben. Und sie werden auch mit Wiederaufführungen älterer Stücke konfrontiert, die schon zu ihrer Entstehungszeit nicht als fortschrittlich galten.

So erlebte man innerhalb kurzer Frist ein Remake von Gottfried von Einems „Prozess“ im Konzerthaus; und die Uraufführung einer Veroperung von B. Travens Roman „Das Totenschiff“ durch Oskar Aichinger im „Reaktor“. Diese Ruine einer ehemaligen Fabrik in Hernals dient dem Sirene Operntheater von Jury Everhartz und Kristine Tornquist (die auch das Libretto verfasst hat) als Kulisse. Die wirkt für sich genommen schon trostlos genug, um die sozialpolitisch engagierte Erzählung vom Seemann, der seine Ausweiskarten verloren hat, mit Arte-Povera-Mitteln in Musiktheater zu verwandeln.

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