Verdi kann sich nicht dagegen wehren


Eine Art „Reader's Digest“-Bearbeitung des „Don Carlos“ mit dem Jungen Ensemble in orchestraler Sparversion: Nichts als ein billiger Fleckerlteppich.

Es hat seinen Charme, wenn Verdi-Klänge auf der Piazza San Marco sich unter das Getümmel schummeln – von einem Salonorchester, etwas schräg, etwas schlampig . . . Es grenzt aber an grobe Fahrlässigkeit, wenn ein vorgeblich seriöses Musiktheater eine „grande opéra“ in einer orchestralen Sparversion in „salonisti“-Besetzung anbietet und dafür Eintritt verlangt.

Das Theater an der Wien hetzte in der Kammeroper sein Junges Ensemble in ein „Don Carlos“-Projekt, das Verdis Meisterwerk malträtiert. Die französische Originalfassung des „Don Carlos“ wurde vor Jahren in der Staatsoper von Bertrand de Billy und in der hinreißenden Inszenierung von Peter Konwitschny mustergültig aufgearbeitet. Was nun in der Kammeroper vorgeführt wird, könnte einem uninformierten Publikum als „Reader's Digest“- oder Best-of-Version angeboten werden, es ist aber nur ein billiger Fleckerlteppich. Zusammengestrichen auf drei Stunden, weil auch alle Chorpassagen von den Bearbeitern, Panos Iliopoulos und Florian C. Reithner, eliminiert wurden.

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