Saisonstart an der Mailänder Scala: Zündend nur vor dem Haus

Verdi-Oper
Verdi-OperBrescia e Amisano © Teatro alla Scala
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Vor dem Haus protestierten Anarchos, drinnen musizierte man Verdis "Attila" eher gemütlich zu einer Filmkulisse.

Ein paar Knallkörper, gezündet von linken Anarchos in topaktuellen Gelbwesten vor dem Haus, eine eher laue Verdi-Premiere drinnen: Die traditionelle Saisoneröffnung der Mailänder Scala am Tag des Heiligen Ambrosius brachte 2018 wenig Überraschendes. Protestiert wird am 7. Dezember vor dem weltberühmten Opernhaus so gut wie immer. Und der künstlerische Aspekt der „Inaugurazione“ ist von wechselnder Qualität. Für diesmal - via Arte wieder live in aller Welt zu verfolgen - hat Chefdirigent Riccardo Chailly – nach „Giovanna d’arco“ mit Anna Netrebko vor zwei Jahren – zum zweiten Mal eine frühe Verdi-Oper gewählt. „Attila“ gehört nicht zu den Dauerbrennern auf den Spielplänen, war aber von der Uraufführung an in Italien beliebt, denn die Konfrontation zwischen dem Hunnenkönig und dem römischen Feldherrn Ezio spielte unumwunden an die Ideen des Risorgimento an: Ich lege dir den Erdkreis zu Füßen, aber lasse mir Italien.

Das hat seine politische Schlagkraft spätestens 1870 verloren – ob einer der illustren Premierengäste bei der Stella an die selbstbewusste Gangart des heutigen Italien gegenüber Brüssel gedacht hat, werden wir nie erfahren. Ein heutiger Regisseur sucht ohnehin nach drastischen optischen Mitteln, um der Handlung Brisanz zu verleihen. Davide Livermore setzt in Kriegsruinen-Dekors von Giò Forma auf filmische Drastik. Gleich in den ersten Szenen marodiert die Sodateska und füsiliert das darbende Volk der Kriegsverliere reihenweise. 

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