Musikverein: Shanis Klangbrei aus Kraut und Rüben

Lahav Shani, „Vizechef“ der Symphoniker, kann weder mit Brahms noch mit einem vorbelasteten Liszt überzeugen. Aber Pianist Gerstein inspiriert auch ihn.

Auf den ersten Blick ein mutiges Programm: ein selten gespielter Brahms und ein problematischer Liszt. Doch bereits der leidenschaftliche Aufschwung von Brahms' F-Dur-Symphonie verheißt nichts Gutes: ein Klangbrei, zäh wie dickflüssiger Honig. Keine edlen Farben, geschweige denn Nuancen oder Durchsichtigkeit.

Konnte der erste Gastdirigent nicht oft genug mit den Wiener Symphonikern proben? Zum nun dreißigjährigen Lahav Shani kam das Orchester, als er als Einspringer eine Tournee rettete. Von wem auch immer in eine Weltkarriere katapultiert: Shani gibt den routinierten Profi, als würde er schon fünfzig Jahre auf dem Podium stehen. Ein Alleskönner? Gar ein Jahrhunderttalent? Oder doch nur ein Bluffer? Die Zukunft wird es weisen: Nächstes Jahr wird Shani als Nachfolger des großen Zubin Mehta Chef des Israel Philharmonic Orchestra. Brahms' so kostbare wie elegische „Dritte“ wurde jedenfalls im Musikverein ohne Klangregie nonchalant bis larmoyant herunterbuchstabiert.

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