Auf der Suche nach dem Heiligen Gral nach Noten

Valery Gergiev  (Archivbild)
Valery Gergiev (Archivbild)APA/EPA/Marc Mueller
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Mit einem gediegen besetzten „Parsifal“ feierte Valery Gergiev seinen Einstand als Operndirigent am Ring.

Seinen „Parsifal“ hat er im Wortsinn im kleinen Finger. Fein ziseliert ist der Klang – wie die markanten, feingliedrigen Handbewegungen, die seine Finger tanzen und vibrieren lassen: Wenn Valery Gergiev sein lang erwartetes Operndebüt im Haus am Ring gibt, merkt man seinem Dirigat die Verbindung mit Wagners Spätwerk an. Vor 20 Jahren war es ihm mit diesem gelungen, eine Wagner-Renaissance in Russland einzuläuten, wo der Komponist, zu Lebzeiten dort gefeiert, in der Sowjetzeit verpönt war. Heute pflegt Gergiev in seinem Mariinskytheater in St. Petersburg etliche Werke Wagners. Diese intensive Auseinandersetzung mit „Parsifal“ lässt Gergiev nun bei der traditionellen Aufführungsserie rund um Ostern eine differenzierte, ausdrucksstarke Sichtweise zeigen, die würdevoll den spirituellen Charakter des „Bühnenweihfestspiels“ stets im Fokus hat. Gergiev stellt den Klang in den Dienst der Dramaturgie, seine Interpretation und die von Regisseur Alvis Hermanis fließen harmonisch ineinander.

Der Glaube in der Nervenheilanstalt

Die Inszenierung verlegt die Handlung in das Otto-Wagner-Spital und in die Zeit um 1900, sie konfrontiert Parsifals Streben nach geistiger Entwicklung mit der Umbruchstimmung dieser Zeitenwende. Eine Nervenheilanstalt bildet die Kulisse, mit Jugendstilelementen als Augenschmaus. Gurnemanz und Klingsor werden in der schon bei der Premiere 2017 kontroversiell diskutierten Version als konkurrierende Ärzte dargestellt. Schon zu den Klängen des Vorspiels erheben sich die offenkundig besonders gläubigen Patienten bei bereits geöffnetem Vorhang zum Morgengebet. Die Blumenmädchen erwachen auf Bahren der Pathologie, Knappen und Gralsritter sind Ärzte und Pflegepersonal. Vieles an dieser Interpretation ist durchdacht, auch wenn sich nicht alles ausgeht.

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