Lächeln statt Wehmut

(c) SF/Marco Borrelli
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Mahlers Neunte mit Herbert Blomstedt und den Wiener Philharmonikern: seelenvoll und fast makellos.

„Da der Tod (genau zu nehmen) der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, daß sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes!“ Nein, diese Worte stammen bekanntlich nicht von Gustav Mahler, sondern von Mozart, aus dem letzten Brief an seinen Vater. Aber sie scheinen mitzuschwingen, wenn Herbert Blomstedt Mahlers 9. Symphonie dirigiert – die letzte abgeschlossene aus der Feder dieses janusköpfigen Vollenders des 19. Jahrhunderts und zugleich Ahnherrn der Moderne, die durch ihre postume Uraufführung lange Zeit als Vermächtnis des Komponisten und Dokument seiner Todesnähe galt.

Schnell wird nämlich bei Blomstedts Deutung klar, dass hier keinesfalls dem Leben schluchzend Lebewohl gesagt wird im Geiste eines sentimentalen Klammerns an die Vergangenheit und des Jammerns über das, was nicht gewesen ist. Stattdessen hören wir eine mit vielfach entspanntem Lächeln vorgetragene Erzählung vom finalen Abschied – und dass es keinen Grund gibt, sich vor ihm zu fürchten. Das mag viel mit dem unerschütterlichen Glauben des 92-jährigen Dirigenten zu tun haben, der nach wie vor jugendlicher, wacher, agiler wirkt als viele seiner jüngeren Kollegen. Und Mahlers Partitur verträgt bei allen dramatischen Steigerungen und dem Blick in manche Abgründe durchaus auch diese vergleichsweise entspannte, jedenfalls durchwegs seelenvolle Lesart.

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