Empathie zwischen allen stilistischen Möglichkeiten

Thomas Larcher, Gründer der „Musik im Riesen“
Thomas Larcher, Gründer der „Musik im Riesen“APA/RICHARD HAUGHTON
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Der Tiroler Komponist Thomas Larcher (55) ist Träger des Großen Österreichischen Staatspreises 2019. Die Auszeichnung wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Musik, der Literatur, der Architektur oder der Bildenden Kunst vergeben und im Oktober verliehen.

Der Tiroler Thomas Larcher ist Träger des Großen Österreichischen Staatspreises 2019. Kulturminister Alexander Schallenberg lobte den Komponisten anlässlich der Zuerkennung als „Grenzgänger der Musik“, dessen Werke sich aber „unmittelbar dem Hörer erschließen“. Das umschreibt die künstlerische Persönlichkeit Larchers knapp und klar. Tatsächlich gehört er zu den musikalischen Avantgardisten im Lande, steht er doch in der beeindruckenden Reihe von schöpferischen Geistern, die im Gefolge der Umwälzungen der Zeit um 1900 versuchen, immer neue klangliche Ausdrucksmöglichkeiten und formale Lösungen zu finden.

Aber er hat sich niemals eine bestimmten „Richtung“, einem „Ismus“ untergeordnet und immer die Neugier für alle Spielarten der jeweils „neuen“ Musik bewahrt.

So gelang es ihm, quasi zwischen allen Stühlen sitzend, eine ganz eigene Tonsprache zu entwickeln. Kenner horchten bereits auf, als erstmals sein Klavierstück „Naunz“ erklang. Sie bewunderten in der Folge, wie souverän Larchers Klangempfinden über größere Apparate gebot.

Dass die Wiener Philharmoniker zum Uraufführungsorchester für Larcher wurden, war konsequent. Die stets aus dem Geist der Instrumente empfundene Schreibweise holt aus dem symphonischen Apparat ein Maximum heraus, ohne ihn je unnötig zu strapazieren. Solch handwerkliche Meisterschaft sichert Larcher den Respekt der Kenner, die stets handgreifliche Aussage seiner Musik hält das Publikum bei Laune.

Larchers offener geistiger und künstlerischer Horizont macht ihn aber auch zu einem Anwalt seiner Komponisten-Kollegen, deren Arbeit er mit Empathie verfolgt und denen er mit kennerischem Auswahlblick ein Forum bietet: Zehn Spielzeiten lang war er der Spiritus rector des von ihm gegründeten Festivals „Klangspuren“ in Schwaz, dem 2004 die „Musik im Riesen“ in Wattens folgte, die seither zum zeitgenössischen Grenzpfeiler der österreichischen Festspiellandschaft gehört.

In diese Aktivitäten fließen auch Larchers Erfahrungen ein, die er als Interpret Neuer Musik sammeln konnte. Studiert hat der 1963 in Innsbruck geborene Künstler nicht nur Komposition, sondern auch Klavier. Daher begann auch seine Komponistenkarriere mit dem Vortrag eigener Werke. Doch folgten bald größer besetzte Stücke, die ihren Weg über die einschlägigen österreichischen Veranstaltungsorte hinaus machten. „Red and Green“, eines der groß angelegten Orchesterwerke Larchers, kam in San Francisco zur Uraufführung.

Im Vorjahr war Larchers erste Oper „Das Jagdgewehr“ einer der zentralen Titel im Programm der Bregenzer Festspiele. Für seine Arbeiten hat der Komponist zahlreiche Preise erhalten, wie den mit 10.000 Euro dotierten Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien und den mit 75.000 Euro dotierten „Prix de Composition Musicale“ des Fürstentums Monaco, der ihm für die von den Philharmonikern aus der Taufe gehobene Symphonie Nr. 2, „Kenotaph“, zugesprochen wurde.

Den Großen Österreichischen Staatspreis (30.000 Euro) wird Larcher am 10. Oktober im Bundeskanzleramt entgegennehmen dürfen. (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.08.2019)

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