Innsbrucker Festwochen: Pyjamaparty mit Kaiser Otto

Der falsche Ottone Adelberto (Alberto Migu´elez Rouco) umwirbt Teofane (Mariamielle Lamagat).
Der falsche Ottone Adelberto (Alberto Migu´elez Rouco) umwirbt Teofane (Mariamielle Lamagat).Rupert Larl
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Händels „Ottone“: Eine gute junge Besetzung im Hotel „Albergo Fatale“.

Der Kaiser im Nachthemd – wie würdelos! 1965 waren Monarchienostalgiker noch entrüstet, als in Michael Kehlmanns TV-Verfilmung von Joseph Roths „Radetzkymarsch“ Seine Majestät – übrigens genau der Vorlage entsprechend – in knielanger Weißwäsche zum Sinnieren auf seinen Balkon trat. In der Kaiserstadt Innsbruck ist man da heute weniger zimperlich: In der Regie von Anna Magdalena Fitzi spielt sich praktisch der ganze zweite Teil von Georg Friedrich Händels Oper „Ottone“ als Pyjamaparty der hochadeligen Gesellschaft ab, wobei Ausstatterin Bettina Munzer ein Hotel zum Schauplatz erkoren hat. Da geben sich gekrönte und leidvoll ungekrönte Häupter wie in einer Jugendherberge trotz gebotener Nachtruhe geheime Stelldicheins, sind dabei aber beileibe nicht nur mit Taschenlampen bewaffnet . . .

Mehr oder minder noble Absteigen bilden ja längst einen Gemeinplatz der Opernregie, etwa in Damiano Michielettos Salzburger „Alcina“-Deutung mit Cecilia Bartoli, und auch bei den Festwochen der Alten Musik hat vor einigen Jahren Davide Livermore Domenico Scarlattis „Narciso“ in ein „Grand Hotel Arkadia“ verlegt. Das Leading Team der heurigen „Barockoper jung“-Produktion, die 2020 zu den Händel-Festspielen in Halle sowie in Göttingen wandern wird, kann zumindest auf jene Textstelle verweisen, wo die byzantinische Prinzessin Teofane von einem „Albergo fatale“ als Ort spricht: Kein Wunder, denn sie wird dort in betrügerische Machenschaften hineingezogen. Eigentlich soll sie Ottone heiraten, den römisch-deutschen Kaiser Otto II. An dessen Thron wird jedoch kräftig gesägt, sodass Teofane zunächst auf einen falschen, offenbar gleichfalls zur Ehe entschlossenen Ottone trifft: Dieser heißt in Wirklichkeit Adelberto und ist der Sohn des toten italienischen Königs Bergengar, dessen Reich sich Ottone einverleibt hat. Das stachelt die Rachegelüste von Adelbertos Mutter Gismonda an, die diesen auf den Thron hieven will. Doch eigentlich liebt Adelberto Ottones nun schwer enttäuschte Kusine Matilda. Und dann ist da noch der trinkfeste Korsar . . .

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