Garanča mit Eboli und Olé-Emotion

Elīna Garanča.
Elīna Garanča.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Mezzosopranistin zeigte im Konzerthaus, wo sie heute stimmlich steht– und warf zugleich Fragen auf.

Als Elīna Garanča 2003 neben ihrem Salzburger Festspiel-Debüt (Annio in „La Clemenza di Tito“ unter Nikolaus Harnoncourt) auch in einer Mozart-Matinee die Sopran(!)-Arie „Non temer, amato bene“ mit Bravour gelang, war sie weit mehr als ein Geheimtipp. Dann explodierte die Karriere erwartungsgemäß, heute ist sie ein Topstar und verkauft ihre Kunst vornehmlich in Konzerten und in kleineren Dosen – alles penibel und ökonomisch ausgedacht und exekutiert.

Mit Dalila und Santuzza ist sie auch in Wien längst angekommen, die Eboli war sie aber ihren hiesigen Verehrern bis jetzt schuldig geblieben. Deren „Schleierlied“ bildete den riskanten Einstieg, mit coolem Kopf und nobler Distanz funktionierte auch das bestens – die Stimme gehorchte nicht nur in den swingenden Kadenzen. Da verführten wieder dieses edle, kostbare Timbre und die stupende Virtuosität einer singulären Gesangstechnik. Aber bevor Garanča noch mit „O don fatale“ – gepfefferte Dramatik par excellence – zeigen konnte, wo sie heute wirklich steht, ein Abzweiger in höhere Regionen: die schmankerlartige Petitesse „Io son l'umile ancella“ aus „Adriana Lecouvreur“. In die aufstrebenden Phrasen mischten sich etliche (für einen Mezzo) lichte Farben und metallische Nuancen, als müsste einer Tebaldi aus besten Jahren Paroli geboten werden. Selbst am Geburtstag von Elīna Garanča darf die Frage erlaubt sein: Wohin soll die Reise gehen? Ist ihr Kokettieren mit der Kundry ernst zu nehmen?

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