Radio-Symphonieorchester

Musikverein: Grauen und Slapstick nach Noten

Symbolbild.
Symbolbild.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Das RSO Wien bot unter Jakub Hrůša im Musikverein eine Uraufführung und spektakuläre Klassiker.

Mit einem Erdbeben beginnen und dann langsam steigern: Diese alte Hollywood-Regel schien diesmal für den ganzen Abend zu gelten. Drei starke konzertante Stücke markierten zusammen einen doppelten Zyklusauftakt im Goldenen Saal, jenen des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien und jenen des erst 24-jährigen, großartigen Geigers Emmanuel Tjeknavorian, dessen Können diese Ehre rechtfertigt. Wobei im Stirnsatz von Dmitri Schostakowitschs 1. Violinkonzert noch keine Grundfesten erzittern, mag es sich auch im Cinemascope-Format ausbreiten. Aber die Solostimme dieses Notturno gleicht einem unaufhörlichen Lavastrom. Mit dem ebenso peniblen wie anfeuernden Jakub Hrůša am Pult blieben einander Orchester und Solist auch in den schnellen Sätzen nichts schuldig an Explosivität und Dringlichkeit.

Gleichfalls viersätzig, quecksilbrig und doch stets pointiert, so entpuppte sich dann Bernd Richard Deutschs „Phaenomena“ betitelte Musik für Akkordeon und Orchester bei der Uraufführung dieses Auftragswerks. Ursprünglich für Shō entstanden, die japanische Mundorgel, macht das Stück auch mit (behutsam verstärktem) Akkordeon klanglich gute Figur – und eine Menge Spaß. Nicht zuletzt, weil sich Deutsch glänzend darauf versteht, musikalische Szenerien zu etablieren und die damit einhergehenden Erwartungen dann zu hintertreiben: So kommt eine Prise Slapstick in den Ernst von atmosphärischen Glissandi, hektischer Betriebsamkeit und sinnlich glitzernden Abschnitten.

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