Bregenzer Festspiele: Auftakt mit Auschwitz-Oper

Bregenzer Festspiele Auftakt AuschwitzOper
Bregenzer Festspiele Auftakt AuschwitzOper(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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"Die Passagierin" eröffnete die Bregenzer Festspiele. Die Oper über Täter und Opfer des Holocaust wurde erst zehn Jahre nach dem Tod des Komponisten konzertant uraufgeführt. Auf der Seebühne ist "Aida" zu sehen.

Die tief berührende szenische Erstaufführung der Oper "Die Passagierin" des weitgehend unbekannten polnisch-russischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) stand Mittwochabend im Festspielhaus am Beginn der 65. Bregenzer Festspiele. Nach drei Stunden pendete das Premierenpublikum - darunter Bundespräsident Heinz Fischer - Beifall für alle Protagonisten, das Leading-Team, die Wiener Symphoniker und den musikalischen Leiter Teodor Currentzis. Am Donnerstagabend hat auf der Seebühne die Wiederaufnahme von Verdis "Aida" Premiere.

Mit der eindrucksvollen Inszenierung der Oper "Die Passagierin" hat Pountney die Oper und deren Schöpfer Weinberg dem Vergessen entrissen und ein Signal für die Wiederentdeckung des Künstlers gesetzt. Weinberg ist heuer "Composer in Residence" in Bregenz . Neben der "Passagierin" wird auch dessen satirische Oper "Das Porträt" aufgeführt, außerdem stehen seine Werke im Mittelpunkt aller Orchesterkonzerte.

"Die Passagierin" basiert auf dem gleichnamigen Roman der in Bregenz anwesenden Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz (86).

Verbot trotz Fürsprecher Schostakowitsch

Die Uraufführung seines 1968 fertiggestellten Musik-Dramas "Die Passagierin" erlebte Weinberg nicht mehr. In dem Komponisten und Pianisten Dirigent Dmitri Schostakowitsch fand er zwar einen vehementen Fürsprecher, trotzdem durfte seine Oper in der Sowjetunion nie gespielt werden und erlebte erst 2006 in Moskau die konzertante Uraufführung.

Nach Bregenz wird das tiefenpsychologisch fesselnde Werk bald auch von den Koproduzenten in Warschau (Wielki Teatr), London (English National Opera) und Madrid (Teatro Real) übernommen.

Vergangenheit auf Ozeandampfer

"Die Passagierin" spielt eineinhalb Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg auf einem Ozeandampfer, der von Europa nach Brasilien unterwegs ist. Lisa (Michelle Breedt), die Frau eines deutschen Diplomaten, erkennt in einer Passagierin die für tot gehaltene Auschwitz-Gefangene Martha (Elena Kelessidi).

Die verdrängte Tätigkeit als KZ-Aufseherin bricht auf, Lisa versucht ihrem Mann die verheimlichte SS-Vergangenheit zu erklären. In spielfilmartigen Collagen wechselt der Schauplatz zwischen weißem Schiffsdeck und dem trotz Stilisierung bedrückenden Konzentrationslager. Weinbergs Musik verleiht dem vielschichtigen Psychodrama Tiefgang.

"Die Passagierin" steht bis 31. Juli noch drei Mal auf dem Programm.

(APA)

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