Daniel Auner, ein junger Meistergeiger aus Wien

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Im Souterrain des Musikvereins stellt sich der Nachwuchs vor, und man konstatiert: Wien schickt eminente Talente in die Welt. Mit dem britischen Pianisten Robin Green zauberte er wunderbare Stimmungen.

Daniel Auner entstammt einer österreichischen Musikerfamilie. Mit seinen Eltern bildet er das Wiener Klaviertrio, via CD stellte er sich mit Fritz-Kreisler-Piecen vor, die er virtuos und mit Geschmack ziseliert. Und mit dem britischen Pianisten Robin Green musizierte er soeben im überfüllten „Metallenen Saal“ und zauberte ins triste Ambiente wunderbare Stimmungen.

Gleich mit Béla Bartóks Zweiter Rhapsodie griffen beide Interpreten ins pralle Musikantenleben: Auner versteht sich auf die raffinierte Dosierung des Vibratospiels und lässt dort, wo Bartók auf die bodenständige Tanzgeiger-Tradition seiner Heimat zurückgreift, sein Instrument wie eine Fiedel klingen. Green kontert mit stampfenden, doch elastisch rhythmisierten Akkorden und spornt den Primas energisch zur zündenden Schlussgeste.

Den rechten Ton finden Auner und Green auch für die doppelbödige, weil in Wahrheit hoch artifiziell auf einem – die Tonalität neu definierenden – Drahtseil balancierende Schlichtheit von Sergej Prokofieffs „Melodien op.35“. Und Mozarts B-Dur-Sonate klingt bei den beiden wie eine anregende Lehrstunde über die Frage, was denn eigentlich das Wort klassischer Stil bedeuten könnte: Klarheit, schlichte Artikulation folgt den Spuren einer Musik, die Pointen mit stoischer Miene serviert, die nicht ahnen lässt, dass hinter jeder Ecke Überraschungen lauern können. Man marschiert mit zwei Naturburschen durch die Landschaft – und weiß sich sicher von ihnen über alle jäh auftauchenden Hürden gehievt, etwa die kühnen modulatorischen Abenteuer im Mittelteil des Andantes.

Himmelstürmer Richard Strauss

Für Eugene Ysayes „Kindertraum“ und Richard Strauss' frühe Violinsonate entfesselt Daniel Auner dann alle Leuchtkraft und verführerische Klangfarbenkunst. Aus der Fiedel ist die Violine geworden, üppig spätromantische Tongebung verbündet sich mit dem vertrackt-vielstimmigen Klavierpart zur symphonischen Attitüde. Gemeinsam spannen die Musiker riesige, in sich vielfach schattierte, ausdrucksstarke Melodiebögen – und Robin Green ist nicht einmal durch die beinah unspielbaren Attacken des stürmisch rhythmisierten Finalthemas aus der Ruhe zu bringen. Im Wesentlichen gewährt er Strauss' Musik die locker-lässige Eleganz, die sie braucht, um dem Violinsolisten den roten Teppich auszubreiten: Daniel Auner bewegt sich darauf schon wie ein veritabler Star. sin

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2012)

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