Salzburger Festspiele: Unerhörte Musikalität

Das Emerson String Quartet aus New York demonstrierte in Salzburg seine einsame Klasse.

Ihnen gehörte das Finale des Kammermusikprogramms dieser Salzburger Festspiele: Dem Emerson String Quartet mit den beiden Geigern Eugene Drucker und Philip Setzer, dem Violaspieler Lawrence Dutton und dem Cellisten David Finckel. Wobei, je nach Gelegenheit, einmal der eine oder der andere Geiger vor dem ersten Pult steht – denn die Emersons sitzen bis auf den Cellisten nicht, was der Sache eine schöne Dynamik gibt.

Vor 31 Jahren gründeten sie ihr Ensemble, eine Tatsache, die man in jeder Nuance ihres perfekten Zusammenspiels hört, und die anhand der beiden späten Beethoven-Quartette Opus 127 und 130 sowie der europäischen Erstaufführung von Kaija Saariahos „Terra Memoria“ den krönenden Schlusspunkt eines an Höhepunkten nicht gerade armen Salzburger Kammermusikprogramms setzte.

Das war als durch und durch aufregendes Hörabenteuer gelungen: Von bekannten Komponisten war oft weniger Bekanntes oder seltener Gespieltes angesetzt, und wenn wirklich Bekanntes darunter war, hörte man es in besonderen Konstellationen – kombiniert aber meist mit Neuerem und Neuem.

Daher also auch Saariahos 2007 komponiertes „Terra Memoria“, ein einsätziges Klangmysterium, gewidmet den Verstorbenen. Klangsäulen eruptieren hier aus dem Nichts ins Nichts zurück, ein hypnotisch meditatives Musikstück, spröde und kühl, doch zugleich von expressiver Kraft. Beim Emerson Quartet war es in besten Händen, genau wie die Beethoven-Stücke, von denen v.a. dem Grenzen sprengenden Opus 130 eine Demonstration des Ausnahmekönnens der vier gelang. Eine Fallstudie unerhörter Musikalität, spielerischen Könnens, interpretatorischer Fantasie und atemberaubend perfekten Miteinanders – ein Abend, der in Erinnerung bleibt. mus

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2007)

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