Essl-Plan: Pröll verweigert Ankauf

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Ein runder Tisch sollte den Kauf der Sammlung Essl durch Österreich besiegeln, doch Erwin Pröll hat dem Kulturminister einen Korb gegeben: Er macht nicht mit.

Es hätte als Win-win-Lösung verkauft werden sollen: Die Republik kauft eine der wichtigsten Sammlungen zeitgenössischer Kunst, bewahrt den österreichischen Kunstmarkt vor einem vermeintlichen Einbruch und hilft überdies einem maroden Unternehmen, tausende Arbeitsplätze zu retten. Bei einem runden Tisch am kommenden Mittwoch hätte eine solche Lösung fixiert werden sollen, wäre es nach Kulturminister Josef Ostermayer gegangen – gemeinsam mit Erwin Pröll seitens des Landes Niederösterreich, mit Experten aus den Ministerien, den Banken und Essl selbst.

Hätte. Nur, dass Pröll, der selbst gerade 38 Millionen Euro in neue Landesmuseen investiert, kein Interesse hat. Am Donnerstag ließ er keinen Zweifel daran, dass sich Niederösterreich nicht an einer Übernahme der Sammlung beteiligen wird: „Ankauf – Nein“, formulierte der Landeshauptmann das im Rahmen eines Pressegesprächs knapp. Zwar seien Kooperationen mit der Sammlung weiterhin denkbar – etwa, wenn einzelne Stücke für eine Ausstellung von einem Landesmuseum entlehnt würden –, eine Übernahme durch Niederösterreich schließt Pröll aber völlig aus.

In den Tagen zuvor hatten vor allem FPÖ und Team Stronach massiv gegen eine mögliche Übernahme der Sammlung durch das Land protestiert. Aber nicht nur die Politik äußerte sich kritisch, Museumsleiter wie Belvedere-Direktorin Agnes Husslein mahnten zur Vorsicht, zumal moderne österreichische Kunst durch die Museen schon gut repräsentiert sei; etliche führende Galeristen und Kunsthändler wie Ernst Hilger und Michael Kovacek warnten sogar entschieden vor einem Kauf der ganzen Sammlung durch die öffentliche Hand („Die Presse“ berichtete).

„Ein Affront gegen Kulturschaffende“

Die zwei wichtigsten Begründungen für diese Ablehnung sind immer dieselben, erstens: Nur Teile der Sammlung seien als Ergänzung der staatlichen Bestände interessant, viele Werke seien verzichtbare „Dubletten“; zweitens: Museen und Ausstellungshäuser hätten immer niedrigere Ankaufsbudgets, mit dem Kauf könnten sie sogar noch weiter sinken; lieber solle der Staat den Museen mehr Geld geben, sodass sie ihre Bestände selbst sinnvoll ergänzen können.

Einen zornigen offenen Brief an die Bundesregierung hat am Donnerstag auch der Rektor der Universität für Angewandte Kunst, Gerald Bast, ausgesandt: „Die Bundesmuseen haben zwar das ,Sammeln‘ als gesetzlichen Auftrag bekommen, aber seit Jahren praktisch kein Budget für Kunstankäufe“, schreibt er. Kunst und Wissenschaft seien „am Kommunikationsradar der Politik offenbar nicht existent“. Bast weiter: „0,7% des Staatszuschusses an die Hypo-Alpe-Adria-Bank oder 58% des Buchwertes der Sammlung Essl reichen aus, um den österreichischen Kunstuniversitäten die Inflation in den drei Jahren von 2016–2018 auszugleichen!“

Das Kaufszenario sei angesichts des kulturpolitischen Sparkurses „ein Affront gegenüber den österreichischen Kunstinstitutionen und Kulturschaffenden“, empört sich auch der Vorstand der Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession. Die Sammlung würde auch nicht, wie behauptet, „die Vielfalt der österreichischen Kunstproduktion im internationalen Kontext der letzten Jahrzehnte repräsentieren“, das sei „anmaßend und unrichtig“. Vielmehr stünden „großen Konvoluten einzelner KünstlerInnen ebenso große Lücken gegenüber“.

Ostermayer: Gedämpfte Töne

Ostermayer, dem der Wind ob seines Vorhabens in den letzten Tagen scharf entgegenbläst, dürfte schon Ambition eingebüßt haben. Am Montag hieß es noch aus dem Ministerium, „Bilder und Arbeitsplätze zu retten wäre extrem wichtig“, eine Zerschlagung der Sammlung müsse verhindert werden. Mittlerweile fällt vor allem die gedämpfte Erwartungshaltung seines Sprechers auf. „Der Minister hat angeregt, dass sich alle an einen Tisch setzen. Wenn sich keine Lösung finden lässt, dann gibt es eben keine.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2014)

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