Sammler sind die besten Botschafter

(c) Christina Pichler
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Christina Steinbrecher-Pfandt ist die Speerspitze der Viennacontemporary. Die künstlerische Leiterin über Besucher, Stimulation und Engagement.

Nach der überraschenden Kündigung des Lizenzvertrags mit der Messe Wien und dem damit verbundenen Verlust an den Rechten des Namens Viennafair musste für die Kunstmesse nicht nur ein neuer Standort, sondern auch ein neuer Name gefunden werden. Jetzt findet die Viennacontemporary erstmals in der Marx-Halle auf den ehemaligen Schlachthausgründen statt.

Welche Veränderungen bringt der Restart mit sich?
Neu ist, dass wir nun erstmals ein fixes Datum für die nächsten drei Jahre kommunizieren können. Das erleichtert uns die Koordination mit Museen, Institutionen und Gruppen, die alle mehrere Jahre im Voraus planen. Dadurch wird die Messe für das Fachpublikum sehr viel attraktiver. Diese Daten- und Planungssicherheit ist ein absoluter Durchbruch und ein Vorteil, um ein spannendes Programm auszuarbeiten. Sie hilft uns auch, besser auf die Kunst- institutionen der Stadt einzugehen.

Was ist von der Ex-Viennafair geblieben?
Das Schönste für uns waren die Rückmeldungen der Sammler auf das VIP-Paket. Wir haben oft gehört: „Es ist ganz klar, dass ihr das seid.“ Das ist schön, denn ein zufriedener Sammler ist der beste Ambassador. Resultate kann man natürlich erst am Ende sehen. Da sowohl das Team als auch der Arbeitsstil gleich geblieben sind, ist der Namenswechsel nur wenig aufgefallen. Als wir uns entschieden, die Messe neu aufzustellen, war es uns zudem ein großes Anliegen, die Sammler ebenso wie die Galeristen persönlich zu kontaktieren. Dass wir nunmehr fast alle lokalen Galerien gewinnen konnten, ist ein gutes Zeichen der Kontinuität.

Wie sieht die Galerienstruktur aus?
Welche Neuzugänge gibt es? Wir haben heuer 99 Galerien aus 25 Ländern, ein Drittel davon aus Österreich, ein Drittel aus Ost- und Südost-, ein Drittel aus Süd- und Westeuropa. Es gibt 23 Neuzugänge, darunter Ropac (Salzburg/ Paris), Asbæk aus Dänemark, Smulders und Bouche aus Paris, die junge polnische Galerie Michalski. So wie wir diese Galerien schon länger im Blick haben, verfolgen auch sie uns schon eine Weile. Das zeigt, dass eine Messe Zeit braucht, um sich einzupendeln.

Was hat sich in den vier Jahren, seit Sie künstlerische Leiterin der Messe sind, geändert?
Wir haben im ersten Jahr den Markt analysiert, um zu sehen, was angenommen wird, und was nicht. Daran haben wir gefeilt. Das Angebot ist jetzt nicht kleiner, aber präziser. Und wir sind eloquenter geworden. Wir haben das Familien-, Senioren- und Kinderprogramm besser kategorisiert. Und in den Sammlergesprächen fragen wir jetzt direkt, ob die Sammler auf der Messe etwas für sich entdeckt haben. Es geht darum, die Leute zu stimulieren, sich zu engagieren. Wir versuchen, die Sammler zu einem Instrument für die Messe zu machen. Die Galeristen sollen hören: Was sind das für Sammler? Was sammeln sie? Wie kann ich sie kennenlernen?

Sehen Sie die Viennacontemporary persönlich als Fortsetzung oder als Neuanfang?
Die Viennacontemporary ist insofern ein Neuanfang, als wir jetzt endlich unser Potenzial realisieren können. Das ist eine tolle Perspektive. Jetzt kann man nur arbeiten, arbeiten und arbeiten, damit alles gelingt. Es gibt keine Hindernisse mehr, es geht nur noch um die Optimierung aller Bausteine – dass die Sammler kaufen und die Kuratoren tatsächlich einen jungen österreichischen Künstler kennenlernen – oder einen alten.

Ihr Wunsch für diese erste Viennacontemporary?
Schön wäre es, wenn alle Besucher eine Agenda wie ein Sammler hätten. Es geht darum, die Augen offen zu halten, egal, ob Kunstsammler, Galerist oder einfacher Besucher. Und es wäre toll, würde jeder Besucher als Minimumresultat einen anderen Besucher neu kennenlernen, egal, ob das jetzt ein internationaler Besucher ist, oder nicht. Es wäre schön, würde er zu ihm sagen: „Komm doch nächstes Jahr wieder! Wir treffen uns wieder auf der Messe.“ Verschärft gesagt: Jeder adoptiere einen internationalen Sammler oder internationalen Kurator! Es geht wirklich um Netzwerke.

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