Eike Schmidt: Direktor der Uffizien wird das KHM leiten

Eike Schmidt bei seiner Vorstellung am Freitag
Eike Schmidt bei seiner Vorstellung am FreitagAPA/HELMUT FOHRINGER
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Der deutsche Kunsthistoriker Eike Schmidt wird ab 2019 Direktor des Kunsthistorischen Museums. Minister Drozda will neue Wege einschlagen, Schmidt soll das Flaggschiff ins digitale Zeitalter überführen.

Kurz vor der Wahl trifft Kulturminister Thomas Drozda seine letzte große Personalentscheidung zumindest in dieser Legislaturperiode: Der deutsche Kunsthistoriker Eike Schmidt wird 2019 Direktor des Kunsthistorischen Museums. Schmidt soll das KHM ins digitale Zeitalter überführen. 

Seit 2009 steht Sabine Haag an der Spitze der Institution, sie hatte sich auch um eine Verlängerung bemüht. Haag holte die zeitgenössische Kunst auf entsprechend hohem Niveau ins Haus. Das KHM versank aber neben der starken Konkurrenz von Albertina und Belvedere zuletzt in einen Dornröschenschlaf.

Soll man den bisherigen, soliden Weg fortführen oder einen neuen einschlagen? Das war die Frage, die sich stellte, sagte Minister Drozda bei der Pressekonferenz am Freitag Vormittag.  Er entschied sich wenig überraschend für die Veränderung. Das KHM sei ein Flaggschiff, eines der weltweit bedeutendsten kulturgeschichtlichen Museen - es gelte die Weichen für die Zukunft zu stellen, sagte Drozda. Die Uffizien in Florenz wird Schmidt nur drei Jahre geleitet haben, wenn er das KHM übernimmt. 

Ein Online-Schaufenster für die ganze Welt

Die Notwendigkeit eines starken digitalen Auftritts spricht Schmidt bei der Pressekonferenz mehrfach an. Das KHM soll auch neuen internationalen Besuchergruppen erschlossen werden: "Ein Museum wie das KHM kann ein Schaufenster für die ganze Welt sein, eben auch online", sagt Schmidt. Facebook sei etwas für die über 60-Jährigen, sagt Schmidt, er will viele Kanäle bespielen.

Eike Schmidt wird allerdings seinen laufenden Vertrag mit den Uffizien in Florenz erfüllen. Deshalb wird der offizielle Amtsantritt im KHM nicht - wie in der Ausschreibung vorgesehen - per 1. Jänner 2019, sondern erst im Laufe des zweiten Halbjahr 2019 erfolgen. Eigentlich läuft der Vertrag der derzeitigen Generaldirektorin mit Ende 2018 aus. "Wie der Übergang präzise geregelt wird, werden wir mit Sabine Haag besprechen", kündigte Drozda an.

Lebenswege von Eike Schmidt

Geboren wurde Eike Schmidt am 22. April 1968 in der deutschen Studentenstadt Freiburg. Er ist zweifelsohne italophil: Zuerst studierte er Kunst an der Universität Heidelberg. Dann zog es den aufstrebenden Kunsthistoriker nach Norditalien, während er 1994 in Heidelberg seine Promotion über die Ebenholzskulpturen der Medici-Familie einreichte. Es folgte die Arbeit am Kunsthistorischen Institut in Florenz, bevor Schmidts US-amerikanische Phase begann.

2001 ging der Kunstexperte als Kurator an die National Gallery of Art in die US-Hauptstadt Washington. Dem schloss sich eine Episode an der Westküste an, wo er zwischen 2006 und 2008 im Getty Museum in Los Angeles tätig war. Ein Jahr war Schmidt Direktor für europäische Plastik beim Auktionsriesen Sotheby's in London, bevor er ab 2009 wiederum in den USA die Skulpturenabteilung am Minneapolis Institute of Arts führte.

Den bisherigen Karrierehöhepunkt erklomm Schmidt schließlich im Jahr 2015 mit den Uffizien: Der heute 49-Jährige wurde der erste Ausländer an der Spitze der einstigen Privatsammlung der Medici seit deren Gründung vor knapp 500 Jahren. Er brachte das weltberühmte Museum auf Modernisierungskurs, sorgte für Renovierung von Sälen, Modernisierung der Sicherheitsanlagen, neue, natürliche Beleuchtung und eine bessere Aufstellung der Gemälde. Unter seiner Leitung wurde 2016 erstmals die Rekordzahl von zwei Millionen Besuchern überschritten. Ein neues Preissystem, mit dem u.a. der Kulturtourismus in der Wintersaison angekurbelt werden soll, wird ab 1. März 2018 eingeführt. Im März 2017 zeigten die Uffizien eine Schau der österreichischen Malerin Maria Lassnig im Palazzo Pitti - was auch Österreichs Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) nach Florenz führte.

Insgesamt hatten sich 15 Personen um die Position an der KHM-Spitze beworben, wobei die Findungskommission aus internationalen und nationalen Museumsfachleuten unter Vorsitz von Sektionschef Jürgen Meindl bestand.


(Red.)

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