#MeToo: Warnung vor sittsam leeren Museen

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"Wenn ich die Tugendhaftigkeit des Künstlers zum Maßstab mache, sind die Museen bald leer," sagt Städelchef Demandt. "Wo wollen Sie anfangen? Wo aufhören?"

Der Frankfurter Städelchef Philipp Demandt warnt vor der Absetzung von Ausstellungen umstrittener Künstler im Zuge der #MeToo-Debatte. "Die zunehmende Bereitschaft, Künstler aufgrund nicht nachgeprüfter Vorwürfe vorzuverurteilen, sie gesellschaftlich zu ächten und ihr gesamtes Schaffen in Frage zu stellen, hat etwas zutiefst Beunruhigendes", sagte Demandt der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Wo anfangen? Wo aufhören?

Natürlich müsse man nicht alles zeigen, natürlich gebe es Grenzen. "Aber wo wollen Sie anfangen? Wo aufhören? Bei der Kunst? Der Literatur? Der Musik? Erst hängen wir Bilder ab, dann die Freiheit an den Nagel."

Die Rechtssprechung finde immer noch im Gerichtssaal statt. In den USA hatte die National Gallery in Washington eine Ausstellung mit dem Fotorealisten Chuck Close nach Vorwürfen sexueller Belästigung abgesagt. Die Hamburger Deichtorhallen setzten eine für den Herbst geplante Ausstellung von Bruce Weber nach Belästigungsvorwürfen gegen den US-amerikanischen Modefotografen vorläufig ab.

"Wenn ich die Tugendhaftigkeit des Künstlers zum Maßstab mache, sind die Museen bald leer", sagte Demandt. Skandalfähigkeit sei vor kurzem noch "der Ausweis von Avantgarde schlechthin" gewesen. Demandt ist seit Oktober 2016 Direktor des Frankfurter Kunstmuseums. Zuvor leitete er die Alte Nationalgalerie in Berlin.

Museen sollten aber Konflikte thematisieren, die für das Verständnis des Werks wichtig seien. Dies habe das Städel zum Beispiel bei den Kinder-Akten des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner getan, sagte Demandt weiter.

Zum Artikel in der FAZ >>>

(APA/dpa)

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