Gustav Klimts Verhältnis zu den Frauen war ambivalent. Aber es häufen sich die Indizien für ihn als frühen Frauenversteher, fast möchte man rufen: Feminist! Am Dienstag vor 100 Jahren starb er im Wiener AKH.
Still und heimlich wurde er abgehängt, „Der Kuss“ von Gustav Klimt. Nein, nicht im Rahmen eines blind gewordenen #MeToo-Aktionismus (Freudianer würden ihn „hysterisch“ nennen). Der führte zuletzt in der Manchester Art Gallery zu einer Skurrilität: Gerade „Hylas und die Nymphen“ – ein Jüngling wird von einer Gruppe langhaariger nackter Mädchen sanft in einen todbringenden Weiher gezogen – wurde dort von einer Kuratorin als anti-sexistisches Statement entfernt (hängt aber schon wieder).
Ein so absurdes wie interessantes Gedankenspiel übrigens, konsequent jegliche männliche Darstellungen weiblicher Nacktheit aus den Museen zu verbannen, von der Venus von Willendorf angefangen (oder wurde sie von einer Frau gehauen?). Würde uns ohne diese musealisierten Referenzen vielleicht plötzlich auffallen, wie unsere tägliche Bilderproduktion in Werbung, Film, Theater, Mode diesen patriarchalen Kanon der Geschlechterrollen noch immer reproduziert? Oder ist es tatsächlich unerlässlich, auch die schwülstigsten Fantasien als unangreifbar zu betrachten und darauf zu vertrauen, dass die Museen ihrer Rolle als „Kompetenzzentren“ des kritisch aufgearbeiteten Blicks auf die Geschichte gerecht werden? Wie viele tun das wirklich?