Unteres Belvedere

"Klimt ist nicht das Ende": Die Avantgarde wollte keine Grenzen kennen

Klimts Ende steht in dieser Ausstellung am Beginn: „Amalie Zuckerkandl“, unvollendet, 1917/18.
Klimts Ende steht in dieser Ausstellung am Beginn: „Amalie Zuckerkandl“, unvollendet, 1917/18. (c) APA / Belvedere
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Schon die Secessionisten wollten keine nationale Kunst schaffen, sondern die gesamte Menschheit retten. Die Ausstellung im Unteren Belvedere ist ein Epos auf die völkerverbindende Kunst der Donaumonarchie.

Womit wir uns heute so gern brüsten, was vor uns zu liegen scheint wie ein nationaler Schatz, das Kulturland Österreich, die „Wiener Moderne“ – es beruht auf einem Missverständnis. Dieses stellt sich schnell ein, wenn man in Zeitschriften wie dem Zentralorgan der Wiener Secessionisten rund um Klimt, dem „Ver Sacrum“, blättert, und dort liest: Sie forderten eine „österreichische“ Kunst. Das aber war nicht national gemeint, sonst hätte man damals, in der Zeit des durch Karl Lueger und Georg von Schönerer auflodernden Antisemitismus, eine „deutsche“ Kunst gefordert.

Denn Avantgarde wollte immer schon international sein. Und „österreichisch“ stand für den Spirit des Vielvölkerstaates, der damals schon angezählt war. Dieser Moment des Hochdrucks in der internationalen Metropole Wiens um 1900 brachte, kurz vor der Explosion, diesen ungeheuren künstlerischen Willen zur Weltverbesserung durch Schönheit und Qualität, wofür Klimt, Josef Hoffmann, Kolo Moser, aber auch noch der junge Egon Schiele standen. 1918 starben mit Klimt, Moser, Schiele und Hoffmanns Lehrer Otto Wagner die wichtigsten Protagonisten dieser Bewegung.

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