Eis statt Verbote: Kunstprojekt gegen Polarisierung am Praterstern

APA/HERBERT NEUBAUER
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Kann man sein Image durch Kunst verbessern? Während die Politik ein Alkoholverbot am Wiener Praterstern ankündigt, startet eine Plattform künstlerische Interventionen.

Ein Eiswagen vor der ehemaligen Polizeistation, die Einladung zum gemeinsamen Musizieren und ein Kaffeehaus in einer der dunkleren Ecken des Platzes - während die Politik ein Alkoholverbot am Wiener Praterstern ankündigt, startet die Plattform "philomena+" mehrere künstlerische Interventionen, die das negative Bild des Verkehrsknotenpunkts zumindest kurzfristig verbessern sollen.

Kuratorin des Projekts "Prater Stern Stunden" ist die Kunsthistorikerin Christine Bruckbauer, die sich viele Jahre im lokalen Kunstgeschehen in Pakistan, Großbritannien und Tunesien engagierte. Sie arbeite gerne im öffentlichen Raum und mit schwierigen Situationen, erzählte sie am Montag im Gespräch mit der APA. "Es sind Traumbilder, die wir schaffen wollen. Sie können auch als Vorschläge gesehen werden, wie ein friedliches Zusammenleben stattfinden kann."

Sie selbst habe den Praterstern nie als Brennpunkt empfunden. "Für mich war der Platz an sich attraktiv", sagte Bruckbauer. In den vergangenen Monaten habe sich jedoch die negative Sicht auf den Platz verstärkt. "Ich möchte diese polarisierte Sichtweise wieder zerstreuen", erklärte sie die Motivation für das Projekt.

Vom Alkoholverbot hält Bruckbauer nichts. "Das ist sicherlich der falsche Ansatz", sagte sie. "Ich glaube, dass man sehr viel mit architektonischer Gestaltung und mit Beleuchtung machen kann." Dass künstlerische Interventionen allein die Situation nicht lösen werden, dessen sei sie sich bewusst: "Kunst wird nicht das Heilmittel sein. Wir müssen mit der Politik zusammenarbeiten, damit es wieder ein angenehmer Raum wird, wo man gerne hingeht." Es werde immer Leute geben, die sich am Bahnhof treffen und verweilen. Anstatt sie zu vertreiben, müsse man überlegen, wie man das Leben der Menschen verbessern und sie auffangen könne.

Eine von vier Interventionen startet am Dienstag

Am morgigen Dienstag startet die erste der vier Interventionen, mit denen die Plattform im Zeitraum bis 5. Juli den Platz bespielt. Der Bildhauer Markus Hofer, dessen Arbeiten oft auf vorgefundenem Material, das durch kleine Eingriffe eine neue Bedeutung gewinnt, basieren, hat das Projekt "PolizeiS" konzipiert. "Der Schriftzug Polizei wird mit einem 's' hinten plötzlich zu etwas Süßem", sagte Bruckbauer. In einem Eiswagen vor der ehemaligen Polizeistation am Praterstern wird Hofer Eis in den Farben Weiß, Rot und Blau, also den Farben der Polizei, verteilen. "Ich wollte eine Möglichkeit schaffen, Kommunikation herzustellen", sagte Hofer. Die Polizei sehe das Projekt durchaus positiv, auch wenn sie ihm leider nicht erlaubt habe, ein Polizeiauto als Eiswagen zu verwenden, erzählte er.

Auch die "Hafenmeisterei" des Künstlers Patrick Timm und das Cafe Praterstern von Tanja Boukal, das an einem einzigen Abend Ende Juni von 22.00 Uhr bis 2.00 Uhr öffnet, sollen die Menschen ins Gespräch miteinander bringen.

Zweimal in der Woche wird außerdem der aus Teheran stammende Musiker Rahi Sinaki am Tegetthoffplatz einen Teppich ausbreiten und auf der Tar, der persischen Langhalslaute, spielen. Er lädt Passanten zum Mitsingen und -musizieren ein. "Ziel ist es, Traumbilder und Visionen eines friedlichen Zusammenlebens anzudenken und für kurze Zeit Wirklichkeit werden zu lassen", erklärte Bruckbauer.

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