Gemalt, gesprayt, geklebt

Shepard Fairey (2. v. l.) mit seinem Team bei der Umsetzung des Projekts am Terminal 1A am Flughafen Wien.
Shepard Fairey (2. v. l.) mit seinem Team bei der Umsetzung des Projekts am Terminal 1A am Flughafen Wien.(c) Katharina Stögmueller/Galerie Hilger
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Street-Art-Künstler Shepard Fairey hat im Rahmen einer Ausstellung eine Mauer am Flughafen Wien behübscht. Am Kunstmarkt gehört er zu den Stars.

Street-Art-Ikone Shepard Fairey veredelte diese Woche in drei Tagen Arbeit eine Außenwand des Terminal 1A am Flughafen Wien mit einem Mural. Zu sehen ist das Gesicht einer Frau, umgeben von Ornament und geometrischen Elementen. Was früher von Sprayern geheim in der Nacht entstand und als anarchisch und subversiv galt, ist heute als Kunst akzeptiert.

Ihren Anfang nahm die Street Art Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre in New York mit Graffiti auf Zügen, U-Bahnen und Mauern. Doch die rebellische Kunst hat den Weg auf Leinwände und in weiterer Folge in Galerien und Museen gefunden. Berühmte Orte waren die New Yorker Fun Gallery von Patti Astor und Fashion Moda. Aber auch in Europa hat sich Street Art verbreitet, u. a. in Skandinavien und in den Niederlanden, wo es die Museen Groningen, Helmond und die Galerie Yaki Kornblit gibt. Pionierarbeit leisteten die Pariser Galerie Agnès B und Speerstra in Monaco.

Nach einer Zeit des Zweifels in den 1990er-Jahren, wo alles zum Stillstand kam, ist Mitte der 2000er-Jahre eine neue Dynamik über den Kunstmarkt entstanden. Auktionen haben Künstler wie Banksy, Shepard Fairey, Osgemeos, Kaws und Barry McGee bekannt gemacht. Bei den Museen setzte die Londoner Tate Modern 2008 mit ihrer Ausstellung „Street Art“ einen Meilenstein. 2011 fand im Museum of Contemporary Art in Los Angeles die Schau „Art in the Streets“ statt. In Miami ist das Viertel Wynwood ein Must für Street-Art-Fans, und in Paris ist das 13. Arrondissement ein europäischer Hotspot der Urban Art. Der Bezirksbürgermeister Jérôme Coumet hat über die vergangenen zehn Jahre in Kooperation mit den beiden Street Art Galerien Mathgoth und Itinerrance den Bezirk in ein großes Freilichtmuseum verwandelt, mit Künstlern wie Shepard Fairey, Invader und Conor Harrington. Neue Museen eröffneten kürzlich in Berlin und Brüssel, während Madrid eine neue Messe hat. Street Art ist zu einem globalen Phänomen geworden.

Shepard Fairey, aka Obey, gehört zu den Stars der Szene. Berühmt geworden ist er durch das „Hope“-Ikonenbild von Barack Obama. Es war das Bild des US-Wahlkampfs 2008. Entstanden ist es auf Eigeninitiative von ihm, es wurde später jedoch bei offiziellen Anlässen verwendet.

Die Wand am Flughafen ist nicht das erste Projekt von Shepard Fairey in Wien. 2013 verschönte er die Silo-Außenwand der Wiener Ankerbrotfabrik anlässlich einer Street-Art-Ausstellung der Galerie Hilger. Auch diesmal steckt die Galerie Hilger hinter der Flughafenaktion, die Teil seiner ersten Einzelausstellung „Golden Future“ im deutschsprachigen Raum ist. „Golden Future“ steht für Aufbruch, Gründerzeit, Gold und Reichtum. Als Aktivist nutzt Fairey Internet und soziale Medien für seine künstlerische Propaganda. Gleichzeitig stellt er diese Art der Kommunikation in Diskussion, indem er beleuchtet, wie die scheinbare Demokratie konstruiert wird. Die Ausstellung läuft bis 27. Juli.

Preisliche Oberliga. Auf dem Kunstmarkt zählt Shepard Fairey zu den Etablierten. Ab 2013 haben die Preise für seine Arbeiten Fahrt aufgenommen. Seine ersten fünfstelligen Preise erzielte er laut Kunstpreisdatenbank Artprice für „Guns and roses“ und „War is over“ 2015 bei Artcurial sowie bei Digard mit 50.000 respektive 52.000 Euro. Inzwischen hat sich der jährliche Auktionsumsatz verdoppelt. Sein Rekordpreis liegt bei 162.000 Euro, erzielt zu Jahresbeginn von Artcurial.

Der bekannteste Street-Art-Künstler ist sicherlich der anonym werkende Brite Banksy. Spätestens seit seinem Film „Exit Through The Gift Shop“ (2010) ist er weltberühmt. Er ist auch der erste Street-Art-Künstler, der die Millionen-Dollar-Marke geknackt hat. 2006 gelang am Sekundärmarkt der Sprung vom leistbaren Künstler zum Schwergewicht. Bei einer Auktion von Bonhams stieg die Arbeit „Tank – Embracing Couple“ von einem Schätzpreis von 5000 Pfund auf 52.000 Pfund. In nur wenigen Monaten kletterten die Preise von um die 10.000 Dollar auf 100.000 Dollar. Den höchsten Zuschlag von 1,7 Millionen Dollar erzielte Sotheby's 2008 für „Keep it Spotless“. Seither hechelt Banksy allerdings vergeblich den Millionenwerten dieses Erfolgsjahres hinterher.

Doch nicht nur Banksy und Shepard Fairey haben es in die Oberliga geschafft, sondern auch Künstler wie Invader, Kaws, Osgemeos, JR, Dondi White, Rammellzee, Retna und Conor Harrington. Laut „The Contemporary Art Market Report 2017“ von Artprice gehören das brasilianische Geschwisterpaar Osgemeos sowie Kaws zu den teuersten Künstlern auf dem Markt. Der jüngste Rekord für Osgemeos für „Untitled“, versteigert 2016 in New York von Phillips, liegt bei 310.000 Dollar und auch Kaws, der mit seinen Figuren von vielen als Amerikas Murakami bezeichnet wird, spielt in der sechsstelligen Liga mit und hält einen Rekord von 410.000 Dollar, erzielt im Vorjahr für „Seated Companion“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2018)

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