Polnisches Kulturinstitut: Das Walross und die Seife

Die erste polnische Grafikdesign-Ausstellung.
Die erste polnische Grafikdesign-Ausstellung.(c) Bartosz Stawiarski
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„Vom Symbol zum Logo“: Eine Schau im Polnischen Kulturinstitut erinnert an vergessene Stars des polnischen Designs und ihre Werke.

Polen ist heuer Gastland bei der Vienna Design Week – aus diesem Anlass haben das Polnische Kulturinstitut in Wien und das Adam Mickiewicz Institute in Warschau (benannt nach dem polnischen Nationaldichter) gemeinsam mehrere Ausstellungen gestaltet. Eine davon widmet sich dem grafischen Symbol: „Symbol to Logo – Polish Graphic Marks 1945–1969, 2000–2015." Der Titel der Schau klingt zwar sperrig, sie öffnet aber ein wenig bekanntes und spannendes Kapitel der polnischen Designgeschichte: jene des Logodesigns im kommunistischen Polen. Die Schau erinnert an vergessene Stars des polnischen Designs und ihre Werke. Sie zeigt, wie sich Logogestaltung und visuelle Identifikation seit den Nachkriegsjahren verändert haben – vom handgezeichneten grafischen Symbol zum digital gerenderten Logo, von der künstlerischen grafischen Bildmarke zum Emblem kommerzieller Marken, von der individuellen Visualisierung zur komplexen Identität. Eine visuelle Geschichte, die sowohl die polnische Zeitgeschichte als auch den damit verbundenen gesellschaftlichen Wandel in den letzten 70 Jahren widerspiegelt.

Visuelle Codes. Ausgangspunkt sind zwei Ausstellungen, die sich mit polnischem Grafikdesign befassen. Die erste fand 1969 auf Initiative von zwei Designern, Jan Hollender und Stefan Bernacinski, in Warschau statt und zeigte zeitgenössische Logos und Grafiksymbole, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs geschaffen wurden. Von 814 eingereichten Logos – alle handgezeichnet und im Format 50 mal 50  Zentimeter – waren schließlich 335 in der Schau zu sehen. Die bekanntesten: das Walross für die „Mors" Cooperative von Tadeusz Pietrzyk (1964), das Theater-Emblem für den Congress of Polish Culture von Stefan Bernacinski (1966) oder das Logo der „Beauty" Soap and Cosmetics Factory in Warschau von Karol Sliwka (1967).

Die zweite polnische Grafikdesign-Ausstelllung.
Die zweite polnische Grafikdesign-Ausstelllung. (c) Adam Mickiewicz Institute

Die Zeichen sind dabei mehr visuelle Codes, um einen bestimmten Inhalt zu transportieren. Sie vermitteln eine Sprache der Gefühle, der Identitäten und der Standpunkte und haben Generationen von Polen bewusst oder unbewusst beeinflusst.

Die zweite Ausstellung wurde von einem Kunststudenten ins Rollen gebracht: 2014 schrieb Patryk Hardziej seine Diplomarbeit über „Polish Graphic Signs". Die Arbeit erregte viel Aufmerksamkeit unter Grafikdesigner. Hardziej und der Designer Rene Wawrzkiewicz beschlossen daher, knapp fünfzig Jahre nach der ersten polnischen Grafikdesignausstellung eine zweite zu veranstalten. Arbeiten, die seit dem Jahr 2000 entstanden waren, konnten eingereicht werden – analog zur ersten Schau wurden auch hier 335 Werke ausgewählt. Seit ihrer Eröffnung 2015 war die Schau bereits in zahlreichen polnischen und europäischen Städten zu sehen. Der einzige Designer, der in beiden Ausstellungen vertreten ist, ist Karol Sliwka.

(c) Beigestellt

Tipp

„Symbol to Logo. Polish Graphic Marks 1945–1969, 2005–2015" ist vom 28.  9.  2018 bis 11.  1.  2019 im Polnischen Institut Wien, ­Am Gestade 7, 1010 Wien, zu sehen.

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