Der Wiesn folgt die Kunst

Die Wiener Galerie Ulrike Hrobsky ist auf der Paper Positions und zeigt unter anderem Arbeiten von Tilmann Zahn.
Die Wiener Galerie Ulrike Hrobsky ist auf der Paper Positions und zeigt unter anderem Arbeiten von Tilmann Zahn.Galerie Ulrike Hrobsky
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Drei Messen gibt es nächste Woche in München. Seit dem Vorjahr bringt die junge Paper Positions frischen Wind in die Messelandschaft.

Kommende Woche streift München das rustikale Wiesn-Outfit vom Oktoberfest ab und putzt sich zur Kunstmessestadt heraus. Denn ab 17. Oktober buhlen gleich drei Messen um Besucher. Die Munich Highlights, die ab 17. Oktober in der Residenz München einzieht, wird ihrem Namen gerecht. Diese Veranstaltung bedient das Segment der qualitativ hochwertigen Ware. Einige der Aussteller sind auch auf der Tefaf in Maastricht vertreten, der bedeutendsten Kunst- und Antiquitätenmesse. Nicht umsonst hat sich rund um die Highlights so etwas wie eine Kunstwoche entwickelt. Auf dieser Messe ist auch Österreich mit sechs Händlern gut vertreten: Kunsthandel Giese & Schweiger, Freller aus Linz, Kovacek Spiegelgasse, Galerie bei der Albertina, Kovacek & Zetter und Wienerroither & Kohlbacher (W&K) reisen aus Österreich an.

Die Messe hat ein breites Angebot an Kunst und Antiquitäten sowie Kunstkammerobjekte. Zu den Höhepunkten gehören heuer etwa das Gemälde „Russisches Mädchenpaar“ von Brücke-Mitglied Otto Mueller bei der Galerie Ludorff. Ein sehr privates Werk von August Macke offeriert die jetzt neben Düsseldorf auch in Wien ansässige Galerie „Beck & Eggeling“ mit der Ölskizze „Vogelbauer“ von 1912. Es war lang im Nachlass des Künstlers und war zuletzt auf wichtigen Ausstellungen zu sehen. Wienerroither & Kohlbacher werden heuer 15 Papierarbeiten von Alfred Kubin anbieten, darunter so markante Blätter wie „Ziegelei“ von 1902/03 oder „Verbautes Haus“ von 1905/10. Schon im Vorjahr kam Kubin auf der Highlights gut an. W&K verkauften einige Blätter des Künstlers an die Städtische Galerie Lenbachhaus. Derzeit sind sie in der Ausstellung „Phantastisch. Alfred Kubin und der Blaue Reiter“ zu sehen. Der Neuaussteller Kunsthandel Freller wird den „Aufstieg“ des Tiroler Malers Alfons Walde mitbringen. Giese & Schweiger aus Wien haben Aquarelle und Zeichnungen aus einer bedeutenden Wiener Privatsammlung im Gepäck. Das Angebot reicht dabei von Menzel bis Beckmann. Die auf Wiener Kunst und Kunsthandwerk des 20. Jahrhunderts spezialisierte Galerie bei der Albertina Zetter bringt Wiener Werkstätte-Arbeiten mit, darunter eine Kelchvase und einen Schreibtisch von Josef Hoffmann. Die Galerie Kovacek Spiegelgasse hat unter anderem eine Gouache des früh verstorbenen Österreichers Emil Krauss im Programm während Kovacek & Zetter mit einer Glasskulptur von Erwin Wurm aufwarten wird.

Einstiegsdroge Papier. Frischen Wind in die elitäre und eher konservative Münchner Messelandschaft bringt die Messe Paper Positions. Der hippe Berliner Newcomer, der alles, was sich aus Papier künstlerisch erstellen lässt, im Programm hat, gab sein Debüt im Vorjahr und wird heuer ab 18. Oktober mit 39 Ausstellern wieder die Räumlichkeiten der Alten Bayerischen Staatsbank bespielen.

Heinrich Carstens, Direktor der Paper Positions, ist über Berlin nach München gekommen. „2016 haben wir im Bereich Papierarbeiten in Berlin mit einer Ausstellung begonnen und 2017 ein Messeformat daraus gemacht. Es waren wirklich viele Sammler aus München dort und so war es naheliegend, mit der Paper Positions nach München zu gehen“, sagt Carstens im Gespräch mit der „Presse“. Eine neue Messe sei am leichtesten zu etablieren, wenn es ein großes Zugpferd parallel gebe. Im Vorjahr habe er positive Erfahrungen in München gemacht. „Viele Besucher der Highlights sind auch zur Paper Positions gekommen. Man darf nicht vergessen, dass bei sehr vielen Sammlern die erste Arbeit, die sie gekauft haben, eine Papierarbeit war.“

Die Konzentration auf Papier interessiere Leute. Es sei ein intimes und schnelles Medium, wo Ideen vom Künstler spontan umgesetzt werden. „Papier ist die Einstiegsdroge zum Sammeln“, ist der Messe-Chef überzeugt. Zudem gebe es kein zeitgenössisches Messeformat in München. Wobei die Paper Positions nicht ausschließlich Zeitgenössisches anbietet, sondern die Brücke schlägt von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart. „Wir verzichten auf Kojen und arbeiten lieber kuratorisch. Das gibt uns die Möglichkeit, unterschiedliche Künstler oder Epochen gegenüberzustellen“, sagt Carstens. Zudem finde er das klassische Messeformat mit den typischen Kojen zu ernsthaft. „Da hängt immer irgendwie das Dollarzeichen darüber. Das wollten wir aufbrechen“, erklärt Carstens.

Allerdings räumt er ein, dass sich die Galerien und Händler schon gern zum Nachbarn abgrenzen. Preislich ist die Spezialmesse ebenfalls attraktiv. „Die Preise fangen bei 400, 500 Euro an und gehen bis 200.000 Euro, wobei der Großteil zwischen 2000 und 10.000 Euro liegt.“ Aus Österreich sind zwei Galerien auf der Paper Positions: Ulrike Hrobsky, die Arbeiten von Walter Weer, Alexandra Deutsch und Tilmann Zahn zeigt, und die Galerie Straihammer und Seidenschwann, die Werke von Judith Saupper und Krasimir Stikar mitbringt.

Die dritte Messe, die Kunst & Antiquitäten München, ist die angeblich älteste regionale Messe Süddeutschlands. Sie feiert heuer 50-jähriges Jubiläum und ist wegen geplanter Bauarbeiten vom Postpalast in die Kleine Olympiahalle umgezogen. Das Angebot ist eine bunte Mischung aus Antiquitäten, bayerischer Volkskunst und historischen Kuriositäten, oder anders ausgedrückt: Es reicht von der Heiligen Barbara bis zu Warhols Pop-Art Mao. Letzterer ist bei den Wiener Händlern Kolhammer & Mahringer zu finden. Sie bieten aber auch von Karel Appel „Petrified Forest“ aus dem Jahr 1961.

Ihr Messedebüt gibt hier auch die Wiener Jugendstilexpertin Susanne Bauer. Sie wird Wiener Werkstätte-Möbel mitbringen, wie etwa ein Paar rote Fauteuils von Otto Prutscher. Die Galerie bei der Oper wirbt mit einem japanischen Farbholzschnitt von Utagawa Hiroshige und die Galerie Augustin, ebenfalls aus Wien, bringt unter anderem Städteansichten von Bernhard Vogel mit. Der Vorarlberger Walter Moskat lockt mit antiken Uhren, darunter eine Renaissance Türmchenuhr von 1591 und der Grazer Rochus Probst hat Silber im Programm, wie etwa eine ungarische Karaffe in Form eines Greifen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2018)

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