Es war nicht nur Gerede. In Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor genau einem Jahr seine Zuhörer überrascht – mit dem Wunsch, dass „in fünf Jahren die Bedingungen für vorübergehende oder endgültige Rückgaben des afrikanischen Kulturguts geschaffen sein mögen“. Das afrikanische Erbe solle in Paris gewürdigt werden, „aber auch in Dakar, Lagos, Cotonou“. Nun gibt er Gas.
Am Freitag hat er nicht nur verkündet, dass „unverzüglich“ 26 vom Staat Benin beanspruchte Werke (Kriegsbeute von 1892) restituiert werden sollen. Er hat auch einen von ihm beauftragten Bericht vorgestellt, in dem empfohlen wird, die Definition von nationalem Erbe zu überdenken – um den Weg für Rückgaben frei zu machen. Und er hat vorgeschlagen, noch im Frühling in Paris „alle afrikanischen und europäischen Partner“ zu versammeln, um Rahmenbedingungen für die Rückgabe von Kunstwerken zu schaffen.
Das alles ist spektakulär. Die nationalen Sammlungen seien unveräußerlich, hatte es lang geheißen, in den letzten Jahren hatten französische Museen begonnen, dieses Dogma in Frage zu stellen. Doch kein französischer Präsident hatte sich bisher zum Thema geäußert. Und nun scheint das Land sogar zum Zugpferd in der Frage der Rückgabe von in Kolonialzeiten nach Europa geschaffener außereuropäischer Kunst zu werden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2018)
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