In Brüssel steht ein Gräuel-Museum

Diese Skulptur im British Museum wurde 1868 auf den Osterinseln von britischen Seeleuten geraubt.
Diese Skulptur im British Museum wurde 1868 auf den Osterinseln von britischen Seeleuten geraubt.REUTERS
  • Drucken

Frankreichs Rückgabe von Kunstwerken aus kolonialen Sammlungenbringt ganz Europa unter Druck, einige Museen betrifft es besonders. Sie stehen etwa in London, Paris, Berlin, Wien – und nicht zuletzt bei Brüssel.

Es war nicht nur Gerede. In Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vor genau einem Jahr seine Zuhörer überrascht – mit dem Wunsch, dass „in fünf Jahren die Bedingungen für vorübergehende oder endgültige Rückgaben des afrikanischen Kulturguts geschaffen sein mögen“. Das afrikanische Erbe solle in Paris gewürdigt werden, „aber auch in Dakar, Lagos, Cotonou“. Nun gibt er Gas.

Am Freitag hat er nicht nur verkündet, dass „unverzüglich“ 26 vom Staat Benin beanspruchte Werke (Kriegsbeute von 1892) restituiert werden sollen. Er hat auch einen von ihm beauftragten Bericht vorgestellt, in dem empfohlen wird, die Definition von nationalem Erbe zu überdenken – um den Weg für Rückgaben frei zu machen. Und er hat vorgeschlagen, noch im Frühling in Paris „alle afrikanischen und europäischen Partner“ zu versammeln, um Rahmenbedingungen für die Rückgabe von Kunstwerken zu schaffen.

Das alles ist spektakulär. Die nationalen Sammlungen seien unveräußerlich, hatte es lang geheißen, in den letzten Jahren hatten französische Museen begonnen, dieses Dogma in Frage zu stellen. Doch kein französischer Präsident hatte sich bisher zum Thema geäußert. Und nun scheint das Land sogar zum Zugpferd in der Frage der Rückgabe von in Kolonialzeiten nach Europa geschaffener außereuropäischer Kunst zu werden.


Das „zivilisierende“ Frankreich. Die Museen, die besonders davon betroffen sind, liegen in London, in Brüssel, Berlin und Bremen, (mit dem Weltmuseum) in Wien – und natürlich in Paris. 2006, zu einer Zeit, als ein französischer Präsident noch nicht an Rückgaben dachte, wohl aber an einen würdigen Umgang mit der ihn brennend interessierenden außereuropäischen Kunst – es war Jacques Chirac –, wurde nahe dem Eiffelturm, am Ufer der Seine, ein neues Prachtmuseum eröffnet, auf das hernach alle Völkerkundemuseen (wie sie früher hießen) der Welt schauten: das Musée du Quai Branly.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

„Hofzwerge“ aus dem Königtum Benin.
Kunst

Nicht nur Schuld

Neue Grenzen, keine Dokumente: Warum Restitution afrikanischer Kunst schwierig bis unmöglich ist.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.