Aufbruchstimmung: Der Siegeszug der Frauen

Fede Galizias Stillleben mit Pfirsichen, Jasminblüten, Quitten und einem Grashüpfer kommt am 30. Jänner bei Sotheby's in New York mit einer Schätzung von zwei bis drei Millionen Dollar zum Aufruf.
Fede Galizias Stillleben mit Pfirsichen, Jasminblüten, Quitten und einem Grashüpfer kommt am 30. Jänner bei Sotheby's in New York mit einer Schätzung von zwei bis drei Millionen Dollar zum Aufruf.(c) Sotheby's
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Der Kunstmarkt hat die Frauen entdeckt. Museen und Biennalen stellen Künstlerinnen ins Zentrum von Ausstellungen, und Sotheby's widmet jetzt seine New Yorker Altmeisterauktion den Malerinnen des 16. bis 19. Jahrhunderts.

Während Arbeiten von Leonardo da Vinci, Michelangelo und Titian in Ausstellungen und bei Auktionen regelmäßig Furore machen, blieben jene von Alten Meisterinnen lang im Verborgenen. Das ändert sich gerade. Und nicht nur bei Alten Meisterinnen, ganz generell erfahren Künstlerinnen quer durch alle Epochen die längst überfällige Anerkennung. Im Unteren Belvedere wurde eben die Ausstellung „Stadt der Frauen“, die sich Künstlerinnen in Wien um 1900 widmet, eröffnet. Aber auch in anderen Museen werden die Frauen gerade gefeiert. So sorgte Maria Balshaw, Direktorin der Tate Britain, für Aufsehen, als sie ankündigte, ab April in der Sammlung von Kunst ab 1960 mindestens ein Jahr lang nur noch Werke von Frauen zu zeigen.

Ausgewählte Meisterwerke. Auf dem Auktionsmarkt macht sich gerade Sotheby's für Frauen stark und stellt unter dem Titel „The Female Triumphant“ 21 Arbeiten von 14 Alten Meisterinnen in den Mittelpunkt der Masters Week in New York. „In den vergangenen fünf Jahren haben sowohl Kuratoren als auch Sammler das Ungleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Künstlern angesprochen und aktiv begonnen, in Künstlerinnen zu investieren. Sie sind bisher im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen auf dem Markt unterbewertet“, sagt Calvine Harvey, Altmeister-Experte bei Sotheby's in New York.

Das Toplos der Altmeisterauktion am 30. Jänner ist ein Porträt von Muhammad Dervish Khan aus dem Jahr 1788 von Elisabeth Louise Vigée Le Brun. Wer um 1800 etwas auf sich hielt, ließ sich von der französischen Malerin porträtieren, darunter auch Königin Marie Antoinette. 2016 widmeten ihr das Grand Palais in Paris und das Metropolitan Museum of Art in New York eine große Ausstellung. Laut Sotheby's ist das zur Versteigerung gelangende Porträt das wichtigste Gemälde der Künstlerin, das je auf dem Markt angeboten worden ist. Der Schätzpreis liegt bei vier bis sechs Millionen Dollar. Neben dem Porträt werden zwei weitere Werke der Künstlerin versteigert, darunter ein Porträt von Lady Spencer Perceval, das auf 150.000 bis 250.000 Dollar geschätzt wird.

Artemisia Gentileschi, deren dramatische Darstellung der römischen Heldin Lucretia im Dorotheum im Vorjahr auf 1,9 Millionen Euro kletterte, ist in New York mit einer nicht minder dramatischen Darstellung des heiligen Sebastian vertreten. Gentileschi wird wegen ihrer unabhängigen künstlerischen Karriere und ihrer Vorliebe für starke Frauenfiguren als Vorreiterin des Feminismus gefeiert. Ihre Gemälde wurden von den Adelshäusern in Rom und Neapel geschätzt und erzielten schon damals hohe Preise. Das von Sotheby's versteigerte Werk hat einen Schätzwert von 400.000 bis 600.000 Dollar.

Fede Galizia, Tochter des Miniaturisten Nunzio Galizia, erlangte schon im jungen Alter von 20 Jahren Anerkennung für ihre Arbeit. Bei Sotheby's wird ein Stillleben mit Pfirsichen, Jasminblüten und Quitten angeboten. Taxiert ist das Bild mit zwei bis drei Millionen Dollar.

Erwähnt sei schließlich noch die Schweizer Malerin Angelika Kauffmann, die durch ihre Porträts und Historienbilder bekannt wurde. Sie war eine zentrale Künstlerpersönlichkeit im Rom des ausgehenden 18. Jahrhunderts und neben Mary Moser das einzige weibliche Gründungsmitglied der Royal Academy of Arts in London. Ihr „Porträt dreier Kinder“, das die junge Generation der britischen Adelsfamilie Spencer zeigt, soll 600.000 bis 800.000 Dollar einbringen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2019)

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